Wer immer das irgendwann mal als Punk kategorisiert hat, hat schlichtweg keine Ahnung von Punk. Es handelt sich um Rock, vielleicht Art-Rock mit komplexem Stückaufbau und in einer fantastischen Aufnahme- und Abmischungsqualität.
Dazu kommen Texte, die an Inhalt, Hintersinn und Ausdruckskraft ihresgleichen suchen. Mit einer Stimme, die mehr als die Melodie trifft, sondern geradezu schauspielerische Qualität besitzt.
Sie können hier lesen, was mir so zum Thema "psychedelische Musik" einfällt. Diese Platte ist wie Zappa an der Grenze dazu. Und in beiden Fällen kann ich nicht so genau sagen, wieso es für mich dann doch nicht dazu zählt. Es ist jedenfalls sehr komplexe Musik mit einer sagenhaften Studioarbeit.
Ich habe es seinerzeit sehr bedauert, dass die Band und Hagen sich während der Produktion dieser Platte zerstritten und dann getrennt haben.
Wobei die daraus dann hervorgehende Band Spliff, also sozusagen die Musiker hinter Hagen, danach ja wirklich großartige Sachen gemacht haben. Nur die gute Nina nach meinem Dafürhalten leider nicht mehr. Und schon bald war sie als Talkshow-Unikum Teil des kommerziellen Klamauks.
Das Beste, das ich von ihr danach benennen kann, ist die deutsche Synchronstimme der Yubaba in Chihiro im Zauberland. Die finde ich erheblich überzeugender als die Englische Version, die japanische Version kann ich natürlich nicht beurteilen.
Außerdem gibt es eine schöne Scheibe mit der im Baba-Ji Ashram in Hairakhan täglich gesungenen Lithurgie, die in Indien tatsächlich ein nennenswerter Erfolg gewesen ist. Und die tatsächlich damit zu tun hat, dass ich ihr seinerzeit unaufgefordert die Autobiographie eines Freundes geschickt hatte, wo eben dieser Ashram eine Rolle spielt. Sie muss danach dorthin gefahren sein.
Jedenfalls lege ich Ihnen diese Platte ans Herz.
Da ich die Platte für audiophil halte, würde ich es nicht mit einer digitalen Konserve versuchen, die Klänge sind einfach Teil des Gesamtkunstwerkes. Weil es durch die Melodieführung und die Stimme gewöhnungsbedürftig ist, würde ich die auch nicht nach dem ersten Hören beiseite legen, sondern mindestens drei Mal hören.
Was für so ziemlich das meiste gilt, was ich Ihnen hier nahelege. Vieles entspricht einfach nicht den üblichen Hörgewohnheiten.
Aber man kann auch einfach bis ans Lebensende Schnitzel mit Pommes essen, statt mal etwas Ungewöhnliches zu probieren. Da spricht wirklich nichts dagegen.
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