Die Musik kann man gut hören. Die Pressung von Clostridium ist wie von dem Label gewohnt astrein, allein das macht ja schon Freude.
Das sind aber nicht die Hauptgründe, warum ich die Ihnen hier vorstelle.
Mein Anliegen hier ist ja letztendlich, zur Schulung des Feinhörens beizutragen. Ich befinde mich ja wie ein Sommelier in einer Art kulinarischen Wüste, wo Menschen gerade noch Weine an der Farbe und vielleicht sogar noch an der Traube erkennen. Und wo aber eben auch wo die Winzer ihre Kunst der einzigartigen Lagenweine in unterschiedlichen Qualitätsstufen vergessen und halt die immer gleiche gemischte Plörre verkaufen, die der Allgemeinheit schmeckt und die sich kostengünstig herstellen lässt. Jahr aus, Jahr ein, Planet Starbucks.
Genau so wie beim Wein und beim Essen generell erscheint mir das also auch bei Musik, aber dazu lesen Sie besser hier weiter, wenn es Sie eingehender interessiert.
Diese Platte hier ist jedenfalls dafür ein gutes Beispiel, für das, was ich als Kulturverlust erlebe:
Das Grundgerüst, das Handwerk, ist absolut solide. Etwa wie wenn ein kundiger Koch mir eine dunkle Soße zum Rehrücken vorsetzt, aus einem hausgemachten Fond. Und wo gibt es das denn überhaupt noch?
Aber gewürzt mit dem immer gleichen "Wildgewürz".
Was da eigentlich drin ist und wie Wachholderbeeren schmecken, davon hat der Koch keine Ahnung mehr, und es interessiert ihn auch nicht. Am Ende beschwert sich noch jemand über den komischen Geschmack. Das ist dann für mich solides Handwerk. Kochkunst ist es jedenfalls nicht.
Also, kurzum, eine handwerklich gut gemachte Platte.
Wenn man nicht zu viel von dem guten alten Wein kennt und noch im Keller hat, ein Segen, dass es sie gibt. Wirklich.
Hohe Kunst ist das aber eben trotzdem nicht. Es ist einfach nur eine der Besseren im modernen Einheitsbrei.
Comments