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vinylfreak

THE MUSIC OF KURT WEILL

Updated: Jul 2, 2023

Diese Platte ist ein echtes Stand-Alone.

Sie muss hier genannt werden als absolutes Kunstwerk aus einer in mehrfacher Hinsicht völlig anderen Zeit.

The Music of Kurt Weill, close up of his face wearing glasses.

Es handelt sich um Darbietungen der Lieder von Kurt Weill. Das ist der, der die Musik zu "Brechts" Drei-Groschen Oper geschrieben hat. Wieso die nicht "Weills Drei-Groschen-Oper" heisst, mir ist das offen gestanden schleierhaft.


Die Sänger und Sängerinnen, seinerzeit allesamt Größen aus dem Pop-Musik-Bereich, haben an dieser Platte kostenfrei mitgewirkt.

Man kann von der Musik halten, was man will, für mich ist es monumental insofern, als dass man bei Weills Musik eben mehr können muss, als eine gute Stimme haben und einen Ton halten. Man muss richtig singen können, mitunter schief zum Klangteppich.


Marianne Faithfuls Ballad of the Soldiers Wife finde ich in dieser Hinsicht besonders beeindruckend.

Noch mehr gefällt mir allerdings der Alabama Song, dargeboten von Künstlern, deren Namen ich allesamt noch nie gehört hatte.

Gehört hatte ich den Alabama Song zuvor nur von den Doors, natürlich nicht wissend, dass er ursprünglich von Weill stammt. Hört man im Vergleich die Originalversion, wird die Verhunzung der Doors offenbar:

Das Lied hat im Original schiefe Harmonien und einen dazugehörigen schiefen Gesang, was den Kontext des Besoffenen wunderbar einfängt. Die Doors spielen das hingegen in einer harmonisierten Version. Was mich insofern nicht wundert, als dass die Doors, ihren Platz in der Geschichte ungenommen, eben einfach wie die Beatles mittelmäßige Musiker gewesen sind. Um zu einer schiefen Melodie passend schief zu singen, bedarf es hingegen echter Virtuosität.


Besonders irritierend fällt auf, dass die Doors-Version die politisch unkorrekte Spitze des Songs schlichtweg ebenfalls glättet:

Aus der für die Zeit Weills und Brechts unerhörten Provokation "Show us the Way to the next little BOY" wird dann einfach "to the next little Girl". Spätestens an dieser Stelle zeigt sich für mich die totale Überbewertung der Doors als Orchester der 60er-Jahre Gegenbewegung.

Was ich ohnehin nie wirklich verstanden habe, als wäre Morrinsons exzessiver Drogenkonsum Beleg für politisches Engagement. War es nicht, die Inhalte der Sechziger gingen viel tiefer als das, was heute noch davon in der immer gleichen Leier kolportiert wird.


Behalten habe ich die Platte zum einen, weil ich die halt gern höre, es ist einfach auf unprätentiöse Weise so erfrischend anders. Zum anderen, weil die für mich an der genannten als auch an anderen Stellen in die Kategorie politisch unkorrekt gehört. Und das mag ich halt.


Die Platte kostet quasi nichts, niemand hört sowas, niemand kennt es noch.

Die Auflage dürfte allerdings eher klein gewesen sein, das kannte auch damals wohl kaum jemand. Insofern finden Sie die vielleicht nicht auf dem Trödelmarkt.

Vinyl record label: The Music of Kurt Weill.

Aufgenommen und abgemischt ist sie gut. Es braucht aber gewiß kein Vinyl, um die Kunst zu genießen.

Die können Sie sicher auch ohne großen Verlust bei Youtube oder sonstwo abspielen. Tun Sie's mal!

Vor allem dann, wenn Ihnen die Künstler wie Sting, Lou Reed und Tom Waits noch im Ohr sind. Es ist einfach erfrischend, die mal so zu hören.


Zur Drei-Groschen-Oper gibt es übrigens einen liebevoll gemachten Film, den ich Ihnen hier also auch noch mit ans Herz lege:

Abgesehen davon, dass es ein herrlicher Kulissenfilm ist mit hervorragender Kameraführung und aufwändigen Choreographien, alles, was Berthold Brecht hier in den Mund gelegt wird, beruht auf Originalzitaten. Nicht die übliche, frei erfundene Nacherzählung also. Sollten Sie nicht zufällig ihre Masterarbeit über Brecht schreiben, näher dürfte man ihm nicht so ohne weiteres kommen.

Außerdem ist der Film in der heutigen Zeit von der Thematik her absolut aktuell und zumindest für mich geradezu bestürzend.

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