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vinylfreak

EXTRABREIT "WELCH EIN LAND! - WAS FÜR MÄNNER:"

Updated: Apr 22, 2023

Warum denn hier ausgerechnet Extrabreit?

Abgesehen davon, dass ich Fan der ersten Stunde bin und die zwei jünsgten Konzerte hier bei uns, kurz vor Corona, einfach großartig waren, aus folgendem Grunde:


"Neue Deutsche Welle" ist ein Kunstbegriff der Musikindustrie. Wie so oft, wenn so ein Label geprägt wird, ist es dann eigentlich schon längst vorbei.

Was Sie heute auf Samplern so als "NDW" finden oder in den Playlists, das meiste ist einfach produzierter Eintagsfliegenschrott. Das waren weder Bands noch Musiker, Wellenreiter waren das. Letztendlich handelt es sich bei den meisten so getaggten Sachen um nichts weiter als Schlager mit verzerrter Gitarre. (Eine rühmliche Ausnahme finden Sie übrigens mit dieser schönen Scheibe!)

Und ich darf Ihnen auch versichern, die Cowboystiefelträger, die heute allesamt behaupten, schon damals dabei gewesen zu sein, sie waren es nicht. Und die kennen auch keine der Extrabreitscheiben, sondern eben nur das, was später auf den Playlists gelandet ist. Wir waren einfach sehr, sehr wenige.


Dies ist also die zweite von Extrabreit.

Und natürlich, man kennt auch heute noch "Polizisten", das läuft ja noch immer zu Karneval. Aber wie prophetisch das doch 1981 gewesen ist: "Polizisten speichern was sie wissen elektronisch ein, alles kann ja irgendwann und irgendwie mal wichtig sein ..."

Aber wenn man das mal vernünftig auf Vinyl hört, das ist klanglich einfach großartige Arbeit. Und zwar die gesamte Scheibe. Reicht zwar nicht, um die als audiophil zu taggen, da gehören mehr Komponenten dazu als Klang und Abmischung, aber es ist wie die ersten beiden Nina Hagen einfach wirklich gut.

Zweitens, und nicht weniger wichtig, wegen der hintersinnigen Texte, die teilweise sehr schön politisch unkorrekt sind ohne dabei so platt und provokant zu sein wie in der Zeit beispielsweise Slime.


NDW war jedenfalls politisch, das darf ich Ihnen versichern. Und Spliff, die Band von Nina Hagen, hat musikalisch grandiose und bahnbrechende Arbeiten hingelegt, mit "Carbonara" hat das jedenfalls recht wenig zu tun.


Und auch das sei mal öffentlich gesagt, politische Korrektheit halte ich für ganz großen Mist. Als wir Extrabreit 2020 gesehen haben, waren die gerade auf Suche nach einem Label für ihre neue Scheibe, die ich Ihnen nicht empfehlen kann.

Da wurde die geradezu prophetische Zeile von 1981, zu einer Zeit, wo kein Soziologe je auf die Idee gekommen wäre, dass sich im Osten möglicherweise ein brauner Sumpf bildete, einfach weggelassen: "Die DDR guckt Westfernsehen, ach könnten sie es doch in Farbe sehen, so blond und dick und sahnegeil, heil, heil, heil".

Bloß nicht missverstanden werden. Weiß ja sowieso keiner mehr, wie die Texte gehen.

Doch, lieber Kai Hawai, einer wusste es. Und mit der total langweiligen neuen "Auf Ex" ist deine Rente garantiert auch nicht sicher.


Erwähnenswert ist natürlich noch die erste Scheibe "Ihre größten Erfolge".

Die ist klanglich leider nicht ganz so gut, aber die erste Scheibe so zu nennen ist irgendwie ein Geniestreich. Von dem niemand ahnen konnte, wie witzig das 50 Jahre später sein würde, schließlich ist "Hurra, hurra, die Schule brennt" hier drauf, der größte Erfolg der Combo. Also, zumindest wenn man den bekloppten Stunt mit Hildegard Knef nicht mitzählt.

Für mich war das da natürlich schon lange einkassiert vom Kommerz. Schlager halt, der Musikindustrie unterworfen und eingemacht. Wer würde auch noch 40 Jahre später auf der Bühne stehen wollen mit verschlissenen Knien?

Guru Guru vielleicht, schauen Sie sich die mal an, so lange es noch geht.

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