Wartung bzw. Wiederherstellung von Plattenspielern und Verstärkern:
Dies bezieht sich speziell nur auf die Geräte, mit denen ich damals gute und mittlerweile so einiges an praktischer Erfahrung habe, also DUAL Plattenspieler und Denon Verstärker aus den Achtzigern und Neunzigern. Bei den Plattenspielern auch aus den Siebzigern. Halt alles, was den HiFi-Standard bereits erfüllt hat.
Fangen wir an mit der Schwachstelle von allen Denon-Verstärkern:
Im Bereich, wo das Kabel eintritt, ist dahinter auf der Platine ein Schalter eingelötet, der die Einschaltung verzögert. Das hat irgendwas zu tun damit, dass bei direkter Freigabe ein unangenehmes Krächzen aus den Boxen kommen würde. Bei viel älteren Verstärkern haben Sie das vielleicht schonmal gehört.
Ich hab's mir erklären lassen, und vergessen, warum die Dinger das machen, für mich als Endkonsument ist es einfach nicht interessant.
Beanspruchte Lötstellen
Ich weiß nicht, wie andere Firmen das Problem umschifft haben, womöglich anders. Bei Denon ist dieser Verzögerungsschalter jedenfalls mechanisch. Irgendwas mit einem Elektromagneten und einer kleinen Feder. Man hört kurz nach dem Einschalten im Gehäuse ein leises Klacken.
Vierzig Jahre ein kleines Klacken, das ist dann insgesamt eine nicht unerhebliche mechanische Belastung. Die beschädigt die Lötstellen unter dem Schalter.
Das Ergebnis?
Ein Kanal fällt aus. Merkwürdigerweise meist der Linke.
Erst passiert das nur manchmal oder nach einer bestimmten Laufzeit. Dreht man dann einmal ruckartig die Lautstärke hoch, oder hebt den Verstärker kurz an und lässt ihn unsanft wieder ab, geht's oft wieder. Das ist dann sozusagen ihr Test, ob's daran liegt.
Irgendwann geht's dann halt nicht mehr.
Die Lösung ist meist recht einfach: Unten aufschrauben und die Lötstellen in der Nähe des Schalters nachlöten, fetig.
Womit man beim Kauf eines alten Gerätes auf etwas achten sollte, das ich hier anfangs gar nicht bedacht hatte: Es gibt nämlich Geräte, die kann man von unten gar nicht aufschrauben. Vermutlich sind das die von Billigherstellern oder eben die billigeren Geräte.
So bei unseren Kleinen von Denon, den kann man von unten nicht aufschrauben. Dann kommt man auch nicht an die Lötstellen der Platine. Dazu müsste man die Platine komplett ausbauen. Was Sie auch gleich lassen können und den nächsten für 30 Euro bei Kleinanzeigen kaufen. Also zumindest, wenn Sie das nicht selber machen wollen, das ist einfach ein wirtschaftlicher Totalschaden.
Wie heisst die Scheibe von Billy Bragg noch, DON'T TRY THIS AT HOME:
Einer meiner Plattenfreunde, ein Elektrikermeister, hat uns das Ding aufgeflext, um von unten an die Platine zu kommen. Sie sehen es im Bild, ich konnt's ja selbst kaum glauben!
Die Lötstellen gemacht, läuft seit zwei Jahren einwandfrei.
Manchmal reicht das Nachlöten aber nicht. Der Verstärker in meinem Arbeitszimmer blieb stur. Außerdem brummte der recht stark, nicht aus den Boxen, nein, die Kiste selbst.
Da habe ich in Köln jemand gefunden, ein alter Herr in Rente, bisschen schrullig. Der hat dann halt diesen Schalter gegen einen neuen ersetzt, es gibt eben für diese alten Sachen die Ersatzteile. Und ein neues Stromkabel dran. Läuft einwandfrei. Neunundfünfzig Euro mit Rechnung und Gewährleistung.
Verstehen Sie?
Knarzende Regler
Wenn die Regler beim Drehen unangenehm knarzen, bei von Denon sind die verkapselt, also tun sie das eigentlich nicht, weil sie nicht korrodieren können und keine Staub eintritt. Bei vielen Verstärkern passiert das aber. Das ist ein Standschaden. Der lässt sich meist leicht beseitigen:
Man kann die Drehknöpfe gewöhnlich einfach nach vorn abziehen. Wissen Sie, wie bei einem Wasserkran vor dem Einzug der unreparierbaren Einhandmischer, wenn man die Dichtung wechseln will. Wo man drankommt mit Wattestäbchen und Ethanol vorsichtig reinigen, verdunsten lassen. Dann vorsichtig ein bisschen WD-40 drauf, halbe Stunde warten, ein paar Mal hin und her drehen, das sollte es in den meisten Fällen gewesen sein.
Was man sich merken darf:
Ethanol, Wattestäbchen, WD-40, wirkt oft Wunder.
Ein MD-Spieler hatte einen Kanalausfall bei der Aufnahme, also einer von den Kleinen. Das ist krasse Technik auf minimalstem Raum, da schraubt man besser nichts auf und lässt das WD-40 auch gleich weg. Aber ich habe halt mit einem Wattestäbchen und Alkohol die Buchse gereinigt, wo das Signal für die Aufnahme reingeht: läuft wieder einwandfrei.
Ja, und damit ging das also los mit dem Reinigen von den Ausgängen hinten am Verstärker auf gleiche Weise, und, in der Hoffnung, dass die Plattenspieler dann aufhören zu brummen und beide Kanäle wieder gleichwertig laufen, da dann halt auch die Stecker.
Sie ahnen ja nicht, wie deutlich die Klangverbesserungen gewesen sind. Wie beim Platten waschen, wirklich verblüffend. Für einen Audiophilen wie mich war es jedenfalls jedes Mal eine freudige Überraschung. Das hat irgendwie mein Gehör so geschärft, wie es mich verblüfft hat. Und Spaß hat's gemacht!
Plattenspieler haben nach fünfzig Jahren natürlich auch so allerlei Schwachstellen.
Das hier ist der, den wir dem Freund als Ersatz für sein schrottreifes Neugerät besorgt haben.
Der ist mit Riemenantrieb. Das waren zehn Euro bei Ebay. Originalnadeln gibt es da allerdings leider nicht mehr. Besser klingen als das billige Neugerät tut der, da können Sie aber drauf zählen!
Überdeutlich, der junge Mann war geradezu konsterniert ...
Unsere hier, die ich über Kleinanzeigen zusammengeklaubt habe, hatten oft ein Brummen oder eben einen Kanalausfall. Das ist natürlich schwerer herauszufinden, ob es am Verstärker oder dem Dreher liegt, wenn man jeweils nur einen hat. Wir konnten es bei drei im Haus stehenden Anlagen halt immer recht eindeutig zuorden, muss man halt ein bisschen hin und her stöpseln.
Kanalausfall: Kabeltausch
Jedenfalls brachte hier das Reinigen der Stecker nichts. Es war eigentlich auch nichts zu sehen, die waren immer blitzblank, es gab auch keine Klangverbesserung.
An verschiedenen Stellen beklage ich ja ein bisschen den allgemeinen Kulturverlust und den Verlust des sozialen Kontextes, hier beispielsweise. Es ist halt nicht das gleiche, wenn jemand auf einem unsozialen Medium ein Bild einer Platte (und natürlich seines teuren Plattenspielers mit der völlig unnötigen Beschwerung) postet und sagt, dass es eine geile Platte ist, oder wenn man sich trifft, um gemeinsam zu lauschen und sich dabei vielleicht doch davon überzeugen lässt, dass die Plattenbeschwerung tatsächlich einen hörbaren Effekt hat ...
Bei Plattenspielern habe ich immer wieder wirkliche Nerds kennengelernt, also persönlich. Der, von dem dieser Dreher oben stammte, der hat mir gleich noch unser Ersatzgerät repariert, und dafür nichts genommen. Während der schraubte, hat er mir vom Tonband eine großartige Aufnahme eines nicht erhältlichen Livekonzerts von Vollenweider vorgespielt, das er seinerzeit für den WDR abgemischt hatte ... Da es da freilich Rechteprobleme gibt und er obendrein ein Analogfreak war, durfte ich mir das leider nicht auf MiniDisc aufnehmen ...
Von ihm habe ich gelernt, dass DUAL vor allem in den Achtzigern bei den Steckern hinten eine merkwürdige Legierung verwendet hat. Die korrodieren von innen, die Schicht außen bleibt aber optischlange einwandfrei.
Da hilft also Reinigen nicht, man muss neue Kabel dranlöten, wenn es nicht, an den Kontakten zum Tonabnehmer liegt. Die man sowieso reinigen sollte, siehe weiter unten.
Das Einlöten neuer Kabel dauert nicht lang, ich hatte zuvor noch nie gelötet:
Man kann den Plattenspieler von unten aufschrauben. Die Kabel sind drin angebracht mit angelöteten Steckkontakten, meist unter einer kleinen Metallhaube. Abziehen und da einfach die Neuen anlöten.
Brummen beseitigen
Meist ist das Brummen mit neuen Kabeln auch erledigt.
Wie gesagt, warum, kann ich Ihnen nicht sagen, ich bin keine Techniker.
Manchmal liegt es aber einfach nur am Erdungskabel. Das ist nämlich sehr dünnadrig und wenn das Gerät viel bewegt wurde, gibt es da leicht einen Kabelbruch. Meist kann man das feststellen, indem man das Kabel ein bisschen bewegt und verbiegt während der Plattenspieler läuft, ist das Brummen dann mal kurz weg, liegt es zweifelsfrei am Erdungskabel.
Da sich aber durch die alten, von innen korrodierenden Stecker ohnehin das Klangbild verschlechtert, einfach alles tauschen, ist meine Empfehlung für Sie.
Brummen kann aber tatsächlich auch durch eine Komponente im Plattenspieler kommen. Ich meine ELCO heisst das Ding technisch, "Knallfrösche" sagen wohl die Nerds. Ist wohl sowas wie ein Stromspeicher, wie gesagt mich interessiert das Technische wirklich eher wenig.
Jedenfalls gibt es dafür Neue, die sind auch nicht teuer. Anders als bei den Kabeln muss man da aber richtig löten können, weil's halt an der Platine ist. Der oben erwähnte Mensch hat das also bei einem von unseren gemacht. Im Austausch habe ich ihm dann unaufgefordert einen gleicher Bauart (also CS607) vorbei gebracht, bei dem die Tonarmführung unrettbar verbogen war, also ein reines Ersatzteillager, für uns völlig unbrauchbar.
Tonabnehmerkontake reinigen wirkt Wunder!
Von irgendeinem anderen Kontakt habe ich mir das Reinigen der Tonabnehmerkontakte empfehlen lassen. Der bot auf Kleinanzeigen Reparatur für Plattenspieler an, wollte dann aber unseren DUAL nicht machen: einfach reinigen, läuft, meinte er. Wie nett.
Auch dort kann also ein ausfallender Kanal verursacht werden. Das hat auch funktioniert, wobei diese Übergangsstelle wohl eine Konstruktion ist, die nicht bei allen Firmen gleich ist. Typisch DUAL, meinte der Mensch.
Aber vor allem die Klangverbesserung, es ist einfach sagenhaft!
Wir haben das natürlich dann bei allen gemacht, einschließlich dem 70iger Teil für den Freund. Und zwei Mal haben wir vorher/nachher Aufnahmen gemacht, um einen subjektiven Fehler auszuschließen. Ergebnis: Dringend empfohlen.
Hierfür braucht man etwas zusätzliches Werkzeug: einmal so einen Minischraubenzieher um die Halteschraube des Systems zu lösen.
Bei DUAL ist das ganz gut gelöst, es ist die kleinere Schraube, die Systemhalterung am Tonarm bleibt dadurch unverändert. Man muss also danach nichts einstellen, wenn's vorher richtig war.
So sieht das dann aus: was eigentlich ein helles Grau sein sollte, ist schwarz.
Und weil es ein anderes Metall ist bzw. die Oberfläche nicht verchromt, hilft hier das Wattestäbchen und das Ethanol auch nicht. Ich hab's probiert.
Man braucht dazu einen Glasfaserpinsel.
Die gibt's für ein paar Euro. Ich habe einen mit Ersatzspitzen genommen, weil sich die Glasfaser abreibt, und jetzt habe ich also Pinsel für mindestens hundert Jahre ...
Damit einfach über die Kontakte streichen , blank wie am ersten Tag.
Wie gesagt, die Klangverbesserung ist einfach ... hach, bei mir entseht da sowas wie Ehrfurcht. Wenn man da gut hinhört, ist's wie eine Hörschule. Man glaubt's einfach kaum, was das ausmachen kann.
Wie Platten waschen, probieren Sie's doch mal!
Mechanik aus Plastik, oder: das Wunder des Sekundenklebers
Ich gehe abschließend noch auf die Reparatur mechanischer Komponenten ein, für all diejenigen, die sich, wie ich bis vor kurzem, eigentlich gar nicht trauen würden, so ein Ding überhaupt mal aufzuschrauben.
Ich habe da wirklich Hemmungen und auch eher zwei linke Hände. Aber zwei Fehler ließen sich so wunderbar einfach beheben, es gehört berichtet.
Der CS607 bzw. wohl die ganze ULM-Serie hat besondere Haubenscharniere, und die finde ich irgendwie genial:
Schauen Sie sich mal an, wie das bei ihrem Plattenspieler ist, wenn Sie die Haube hochmachen. Dann klappt die nach hinten und braucht zur Wand hin Platz, richtig? Das Gerät kann also nicht direkt an der Wand stehen.
Oft stört das freilich nicht. In meiner Studi-Bude im Regal war's tatsächlich ein Problem.
Beim CS607 haben die die Scharniere gebaut, dass sie beim Hochklappen gleichzeitig nach vorne fahren. Ganz simple, irgendwie intelligente Mechanik, kein Voodoo. Die Haube braucht dadurch nach hinten keinen Millimeter zusätzlichen Raum!
Diese Konstruktion hat eine echte Schwachstelle, hier ins Bild gesetzt:
Die Haube wird zwischen zwei nach oben zeigenden Plastikspitzen einfach eingeklemmt. Die hintere davon bricht manchmal ab. Dies vor allem durch Scherbelastung, wenn also die Haube nicht mit beiden Händen hochgeklappt wird.
Es gibt von dieser Serie viele funktionierende Spieler, nur wenige mit beiden Scharnieren intakt.
Diese Scharniere bekommen Sie auch nirgends. Auch nicht beim empfehlenswerten Dualfred.
Wenn, dann verkauft die mal jemand für 25 Euro bei Ebay, für eins, also völlig überteuert.
Ausgebaut sind die aber kinderleicht.
Weil wir einfach verstehen wollten, wie das funktioniert mit dem nach vorn Schieben, haben wir die Scharniere dann also rausgeholt und auch aufgeschraubt. In zwei Fällen war die abgebrochene Spitze in das Scharnier gefallen!
Und mit einem Tropfen Sekundenkleber wieder angeklebt. Funktioniert hier im Wohnzimmer täglich mehrmals, seit zwei Jahren problemlos.
Ich möchte echt nicht wissen, wie viele Scharniere entsorgt wurden, wo die Spitze drin war.
Sollten Sie also einen CS aus der ULM-Serie kaufen oder besitzen, schauen Sie mal rein. Es gibt wirklich nichts, was Sie dabei beschädigen können. Empfehlenswert, vorher den Plattenteller abzumachen, sonst belastet das das Drehlager ungebührlich. Notwendig ist's nicht, weil ich nicht wusste, wie (sagt Ihnen youtube), habe ich das mindestens beim ersten Mal auch nicht gemacht. Ist aber leicht und geht schnell.
Defekter Tonarmlift
Das hatten wir einmal. Erwähnt ist es hier unter dem Gesichtspunkt "einfach mal aufschrauben und reingucken":
Der Tonarmlift hob nicht mehr an. Ich hatte den Vorteil, dass ich einen Funktionierenden mit dem Kaputten vergleichen konnte. Mit viel Überlegen und nochmal und wieder Schauen ließ sich dann erkennen, dass ein kleines Pastikteil abgebrochen war. Das lag natürlich noch drin. Und ließ sich mit Sekundenkleber wieder befestigen, wie bei den abgebrochenen Scharnieren. Fertig, funktioniert einwandfrei.
Wie gesagt, trauen Sie sich!
Ja, und das war's dann mal. Vielleicht hilft das ja jemand von Ihnen ein Stück weit weiter.
Wie alles auf diesen Seiten.
Wenn Sie von hier direkt weiter wollen, schauen Sie doch mal nach meinen Lieblingsplatten. Oder gehen zur intuitiven Navigation. (Taugt nicht für Handy!)
vinylfreak
Wenn Sie das gern gelesen haben, empfehlen Sie mich doch bitte einfach weiter. Ich werde gern gelesen.
Comments