top of page
vinylfreak

Vinyl aufnehmen und digitalisieren: Der MD-Player. DAT is' Watt!

Updated: Dec 4, 2023


Sony MD Walkman MZ-R35

Ich habe mich nicht mit der allerneusten Technik zur Digitalisierung von Vinyl beschäftigt.


Ich gehe davon aus, dass Sie gewiss hervorragend gute und vielleicht auch tatsächlich bessere Ergebnisse erzielen werden, wenn Sie für die Digitalisierungstechnik mehr als tausend Euro ausgeben.


Vorausgesetzt, Sie haben tatsächlich einen Plattenspieler, der halbwegs etwas taugt.


Wahrscheinlich ist das so erzielte Ergebnis dann bei wirklich audiophilen Platten und also nicht bei solchen, wo wie beispielsweise hier einfach die remasterte CD-Abmischung auf Vinyl gepresst wurde, ein erheblich besseres Hörerlebnis als bei meinem eher bescheidenen Vorgehen. Wenn Sie das ganze dann nicht nachher doch noch umwandeln ins falsche Format.


Aber hören Sie das auch wirklich?

Oder ist französischer Rotwein einfach nur besser als Deutscher, weil es eben so ist? Und man trinkt also die französische Plörre vom ALDI statt einen handgemachten Lagenwein von einem Weinbauern aus dem Ahrtal?


Zu bedenken gebe ich noch, dass Sie bei ihrer Recherche für die entsprechende Technik gewiss auf ähnliche Marktmanipulationsmechanismen stoßen wie bei Nachpressungen oder bei Amazon-Bewertungen.

Oder sie werden inkompetenten Foren-Ratschlägen ausgesetzt sein. Etwa so wie wenn Ihnen jemand eine Pommesbude als gutes Restaurant empfiehlt, weil die Mayo dort so lecker und so viel ist. Oder französischen Rotwein vom ALDI.

Viele Leute haben einfach von vielen Dingen keine Ahnung. Sie folgen den ersten zehn Suchergebnissen von Google und plappern die dann halt einfach nach.

Screenshot of a youtube video. An elderly man grinning like a lunatic.

Aus eigener Erfahrung sagen kann ich Ihnen, dass ein 30-Euro-Teil aus China zur Digitalisierung jedenfalls völlig sinnlos ist.

Dann können Sie ihre Musik auch einfach von Youtube hören. Da knistert’s dann auch nicht.

Und, egal was mal wieder irgendsoein Fatzke erzählt ...


... Vinyl hört man gewiss nicht, weil das Knistern "maximal okay" ist.


Jedenfalls gibt es eine von der Klangwiedergabe mehr als ausreichende, nach wie vor kostengünstige Möglichkeit, Schallplatten und ihren Klang sinnvoll abzubilden:

Der MD-Player.

Darüber kann ich Ihnen also hier etwas berichten.


Mir persönlich liegt diese Technik übrigens auch deshalb näher als eine Digitalisierung, weil im Gegensatz zur Computerdatei ein anfassbares Teil verbleibt:

Mini Discs with handmade labels in a draw.

Eine Hülle, die ich labeln und manuell sortieren kann. Ich brauche einfach die Haptik, sie ist für mich wie die Coverkunst Teil der Audiophilie, auch wenn das sprachlich jetzt wohl eindeutig eine Stilblüte ist. In der digitalen Welt verliere ich jedenfalls den Kontakt zu meiner Musik.

Was übrigens auch der Grund ist, warum ich nur so „wenige“ Platten in meiner Sammlung habe, obwohl mir wohl einige Tausend durch die Hände gegangen sein dürften:

Ich muss meine Musik kennen, sonst kann ich keine Mixe machen.


Wenn Sie allerdings ihre Musik auf dem Computer und am besten auch noch in Gigabite-Menge brauchen, damit der für Sie dann wie Spott-ih-pfui Playlists erstellt, ist meine nachfolgende Empfehlung hier für Sie leider völlig ungeeignet.


Der MD-Player, ein Wunderwerk der Technik

Wie das in dem kleinen Kästchen technisch genau funktioniert, da gibt es sicher kompetentere Seiten und Leute.

Ich habe mir nur gemerkt, dass in dem kleinen Kasten zwei Systeme drin sind:

Eines für's Abspielen und eines für's Aufnehmen. Abgespielt wird wie bei einer CD mit einem Laser von einer Seite, aufgenommen wird magnetisch von der anderen.

Sie haben's sicher schon gemerkt, ich bin vernarrt in diese Teile, allein weil die nach fast vierzig Jahren noch immer funktionieren ...


So habe ich das damals mitgeschnitten:

Sony hat in diese Technik immens inverstiert. Die erste -und womöglich einzige- Fehlinvestition des damals renommiertesten Herstellers für transportable Geräte, sprich Walkman. Die wollten damit ihre Markführung verteidigen.

Man hat Ende der Achtziger einfach weder die CD-ROM noch MP3 vorausgesehen. Der erste Musikdownload, übrigens Mitte der Neunziger bereitgestellt von meinem verehrten Herrn David Robert Jones, das war 1996.

Wobei noch angemerkt sei, dass wer "Telling Lies" ernsthaft als forgettable song bezeichnet, den ganz sicher nie auf Vinyl gehört hat ...

Sony MD walkman in blue.

Entscheidend für unseren Kontext ist, dass Sony seine MDs danach zwar noch eine Weile weiter produziert hat, die Verarbeitungsqualität späterer Geräte ist denen der ersten Jahre allerdings deutlich unterlegen, die Technik hingegen wurde nicht mehr verbessert. Wobei die ersten der viel kleineren Geräte wie dieser hier noch die selben Komponenten haben.

Ich aber schwöre also deshalb auf den MZ-R30 und den MZR-35. Die waren in jeder Komponente solide.


Man kann heute wohl kaum noch nachvollziehen, was für eine Revolution das damals war, dass man hier zu einzelnen Musikstücken die Titel eingeben konnte und dann beim Abspielen also im Display steht, welcher Song gerade spielt ...


Bei allen Geräten ist aber wichtig zu wissen, dass die recht stoßempflindlich sind. Wenn so ein Teil mal gefallen ist, dann geht schnell die Aufnahmefunktion kaputt. Das ist deshalb wichtig, weil Sie beim Kauf unbedingt nachfragen müssen, ob die Aufnahme auch funktioniert. Wir leben zwar leider Gottes in El Dorado, aber nicht immer ist das böse Absicht: Wer käme denn darauf, auch die Aufnahmefunktion zu testen, wenn er so ein Teil im Schrank findet und verkaufen will?

Trotz Ebay-Kleinanzeigen, also null Absicherung, konnte ich zwei Mal einen Defekten problemlos zurückschicken. Es sind ja nicht überall alles Haifische.


Für uns hier noch wichtig, die Wiedergabequalität der transportablen Geräte ist hörbar schlechter als die eines Standgerätes. Dies obwohl die Aufnahme- und Wiedergabekomponenten die gleichen sind. Das liegt daran, dass der Vorverstärker in einem kleinen Gerät einfach viel zu wenig Platz hat.

Components of a stereo player on top of one another: Amplifyer, CD-player and MD-player.

Wie alles, das Sie hier lesen, beispielsweise zum Plattenwaschen, habe ich das natürlich getestet:

Mein Standgerät mit der kultigen Fernbedienung und dem mechanischen Auswurf wie bei einer CD hat eine erheblich bessere Wiedergabequalität. Und zwar auch von den MDs, die ich mit dem Kleinen aufgenommen habe.

Wenn ich mit dem Großen eine Aufnahme mache, gibt es hingegen keinen Unterschied, es sind ja eben die gleichen Komponenten verbaut. Einzig der Vorverstärker ist notwendigerweise anders.

Zum Aufnehmen ziehe ich deshalb den Kleinen eindeutig vor, die Bedienung von oben draufschauend kommt mir einfach buchstäblich mehr entgegen.


Wie die Dinger das nun wirklich machen mit der Digitalisierung, da muss ja ein Rechner drin sein, mir ist das so schleierhaft wie dass ein ganzes Orchester in so einer Vinyl-Rille stecken soll und dann durch das sprichwörtliche Nadelöhr passt. Es ist für mich auch einfach nicht relevant. Ich kann da wie bei CDs natürlich irgendwas nachplappern, 0-1-0-1, aber verstehen tue ich es nicht. Und erklären tut's für mich dann also auch nichts.

Was man noch für's Praktische wissen muss, die Dinger arbeiten bei der Umwandlung des analogen Signals mit einer Art Verstärkung. Das gelingt sagenhaft gut, ich kann eine MD-Aufnahme von einer Platte so gut wie nicht unterscheiden. Es sei denn, ich kenne die Platte so gut, dass ich auch das Knistern gut kenne, denn auch Nebengeräusche sind für die kleinen Wunderkisten halt Geräusche, und die werden eben durch die Umwandlung etwas verstärkt.


Ebensowenig verstehe ich, und das war seinerzeit absolut revolutionär, dass die MDs überschreibbar sind. Und zwar ohne jeden Verlust, immer und immer wieder. Ganz anders als bei Kassetten, die aufgrund der magnetischen Aufnahme ja mit zunehmenden Bespielen und Abspielen immer blasser werden. (Womit wir automatisch beim Remastern wären ...)


Die Dinger halten auch ewig.

Wir "wussten" damals, dass von den namhaften Herstellern die von Sony am störanfälligsten sind. Ich weiß wirklich nicht woher, und rückblickend würde mir das heute als Tratsch vorkommen, wenn nicht die einzigen drei MDs, die ich jetzt gebraucht gekauft habe und die nicht mehr funktionierten, von Sony gewesen wären ...

Aber, das sind drei von Hunderten, nach über dreißig Jahren!

Vergleichen Sie das mal mit CDs ... oder CD-Roms.

... und wussten Sie übrigens, dass die Klangqualität von CDs auch dann nachlässt, wenn Sie die unbenutzt im Schrank liegen haben? Das Plastik erblindet nämlich, das behindert die Abtastung. Wenn sich nicht gleich drinnen einfach die hauchdünne Datenträgerfolie in Wohlgefallen auflöst ...

Eine spielbare fünfzig Jahre alte CD mit vollem Klangbild wird es jedenfalls nicht geben. Bei MDs hingegen verwette ich mittlerweile meinen Kopf.


Ich könnte noch mehr berichten von wie ultrageil ich diese Technik finde, beispielsweise, dass man auch mono aufnehmen kann und sich dann die Spielzeit einer MD verdoppelt ...

... aber ich belasse es mal bei dieser Zusammenstellung und fasse zusammen:

Wenn Sie ihre Platten so aufnehmen wollen, dass das Klangbild des Vinyls maximal erhalten bleibt, dann ist ein MD eine hervorragende Möglichkeit.

Es stimmt einfach nicht, dass Digitalisierung an sich etwas schlechtes ist. Das sind die Analogfreaks, die das behaupten, das ist etwas anderes als ein Vinylfreak. Diese digital aufgenommene und abgemischte Platte kann da als Gegenbeweis dienen. Aus meiner Sicht besteht die Problematik bei digitalen Aufnahmen hauptsächlich in der Art der Tonabnahme, der Art der Komprimierung und vor allem aber in der nachträglichen Neuabmischung, worüber ich mich ja beispielsweise hier auslasse.


Preislich ist das mit den MDs wie bei Plattenspielern und Verstärkern, wenn man eine Weile schaut, dann gibt es einen MD recht günstig.

Die vier Geräte, die wir hier haben, drei im Dauergebrauch und einer als Backup, haben alle so um die siebzig Euro gekostet, bei Privatanbietern. Bei einem Gewerblichen würde ich mal so auf die Hundert tippen, wobei das natürlich davon abhängt, ob Sie alle Komponenten wollen, also mit Netzteil und Tasche und der seinerzeit ebenfalls revolutionären Kopfhörer-Fernbedienung mit Display, oder eben nur das Gerät.

Ein passendes Netzteil kann man problemlos nachkaufen und die Akkus werden noch immer hergestellt. Die kosten neu so etwa zwölf Euro. Verrückt genug, dass die überhaupt noch gebaut werden.


Womit wir bei meiner Begeisterung nochmal kurz vorbeischauen:

Mein Originalakku von vor dreißig Jahren lag 25 Jahre in einem feuchten Keller. Läuft und hat mehr Kapazität als ein Neuer. Kein Witz.

Den politischen Teil, was ich von unserer wahnsinnigen Wegwerfgesellschaft so halte, spare ich mir und Ihnen jetzt mal lieber.


Gebrauchte MDs bekommen Sie für 1-3 Euro. Das ist realistisch, die Ausfallquote ist wie schon gesagt marginal.

ALLE meine eigenen von damals laufen noch einwandfrei.

Und es gibt die Teile auch immer mal originalverpackt. Da rufen irgendwelche Irren halt so abwegige Preise auf wie für den berühmten "Heino ohne Brille" ...

Aber manchmal gibt's auch Originalverpackte zu einem angemessenen Preis.


Ich habe so etwa zwanzig hier gebunkert. Warum, ich kann's Ihnen nicht wirklich sagen. Kult halt.


Und Vollständigkeitshalber:

Angeblich haben von den damaligen digitalisierenden Aufnahmetechniken DAT-Recorder ja die beste Qualität.

Vor meinem ersten MD hatte ich auch einen, und das war auch weiß Gott kein Billiggerät. Ich fand die Bedienung allerdings deutlich unkomfortabler, das sind ja letztendlich Kassetten, man muss spulen.

Einen Klangunterschied habe ich mit meinen damals deutlich jüngeren Ohren da jedenfalls nicht feststellen können.

Und wie sich DAT-Tapes so verhalten über diesen Zeitraum, das weiß ich natürlich auch nicht. Auch nicht, ob die noch produziert werden. Sie sind jedenfalls letztendlich wie Kassetten magnetisch und kosten gewöhnlich empfindlich mehr. Davon war auch einfach viel weniger im Umlauf.


Das Bessere ist ja der Feind des Guten, hat die Oma immer gesagt, und ein MD ist mir halt mehr als gut genug.


Zuletzt noch, es war übrigens auch kein Problem ein funktionierendes MD-Radio für mein Auto zu beschaffen. Ich höre meine Mixe also auch beim Autofahren.

Und für lange Zugfahrten habe ich halt dieses transportable kleine Wunderding, kombiniert mit einem Kopfhörer, der Noise-Cancelling kann. Einen besseren Klang habe ich zu hause gewiß nicht.

Wobei das natürlich nicht gilt, wenn die Abmischung für Raumklang optimiert wurde, wie beispielsweise bei dieser fabelhaften Embryo. Das ist auf dem Kopfhörer dann natürlich auch spannend, aber es ist eben nicht das Klangkonzept, das der Toningenieur beim Abmischen in den Ohren hatte.


Wenn Sie das gern gelesen haben, empfehlen Sie mich doch bitte einfach weiter. Ich werde gern gelesen.


Opmerkingen


Opmerkingen zijn uitgezet.
bottom of page