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vinylfreak

Welche HiFi-Komponenten sind die richtigen?

Updated: Dec 4, 2023

Die grundsätzliche Überlegung ist ganz einfach:

DUAL Plattenspieler und DENON Verstärker. Geht es besser?

Abgesehen vielleicht noch vom hochpreisigen Segment, heute werden keine feinmechanischen Komponenten mehr in der Qualität gebaut, die in den Achtzigern noch Standard gewesen sind.

Plattenspieler sind feinmechanische Geräte.


Kurzum, besorgen Sie sich bei einem Plattenspieler ganz sicher besser ein solides altes Gerät von einer verlässlichen Marke.


Bei Verstärkern kann ich das nicht ganz so überzeugt rausposaunen. Aber auch die Qualität elektronischer Komponenten hat sich wohl eher nicht verbessert. Vor allem aber nicht die Haltbarkeit.

Ich empfehle also auch hier den Rückgriff auf Produkte aus dem letzten Jahrtausend.


Natürlich, das ist nur meine subjektive Einschätzung. Ich habe von Technik ungefähr so viel Ahnung wie von Musik, im günstigsten Fall also eklektische.

Und was aktuell am Markt angeboten wird, interessiert mich auch wirklich nicht die Bohne, ich weiß es also eigentlich gar nicht.

Sie können sich also im Netz „informieren“ darüber, warum dieser oder jener aktuelle Dreher oder gerade dieser Verstärker hervorragend ist.

Dabei beziehen Sie bitte mit ein, wie viel da heute in diesem unbeständigen Medium und in dieser schnelllebigen Zeit so an Marktmanipulation dabei ist.

Und, dass bisher niemand einen Langzeittest machen konnte, während wir aber wohl mittlerweile alle wissen, was geplante Obsoleszenz bedeutet. Wenn tatsächlich noch nicht, dann fragen Sie sich mal, warum Plastik aus den Siebzigern heute noch immer wie neu ist, das Zeug ab etwa Mitte der Achtziger aber sogar beim Rumstehen im Schrank brüchig wird. Ich war bei der Firma Henkel dabei bei der Entwicklung von "alterndem Plastik". Oder einfach, warum man an ihrem Handy oder dem schönen MacBook den Akku nicht mehr einfach wechseln kann.


Ich kenne jedenfalls zwei Fälle von neuen Plattenspielern, einer in der Preisklasse knapp unter 500 Euro und einer um die 2.000 Euro, die waren beide nach zweieinhalb Jahren defekt.

Bei letzterem mussten die Tonarmkabel ausgetauscht werden. Mit Einschicken und sieben Wochen warten dann schlappe 700 Euro. Der erste ist einfach Schrott, erst funktionierte der Tonarmlift nicht mehr, dann fing das Ding an zu brummen. Natürlich in beiden Fällen erst nach dem Auslaufen der Garantie.


Verstehen Sie?

Unsere DUAL-Plattenspieler hier sind fünfundvierzig Jahre alt. Da sind noch die Originalsysteme drauf. Und da mussten bisher auch keine Tonarmkabel ausgetauscht werden.

Und weil wir mittlerweile wissen, was so die Schwachstellen sind, kann man die meist mit fünfzig Euro instand setzen. Wenn man es nicht sogar einfach selbst macht, wie Sie hier nachlesen können.

Und dann ist's auch ein bisschen wie bei einem alten Gebrauchtwagen:

Der Polo aus den Neunzigern war im Vergleich zum Corsa B seinerzeit zweifelsfrei das bessere Auto. Und wie sieht das dann jetzt aus mit Ersatzteilen, mit der Durchrostung der Schweller und gibt es einen kundigen Privatschrauber um die Ecke? Im Langzeitvergleich hat der Corsa schlichtweg gewonnen. Achten Sie mal darauf, wie viele 90er-Jahre Polos noch rumfahren und wie viele Corsa. Im mittelpreisigen Segment sind das die DUAL von etwa Anfang der Achtziger bis Mitte der Neunziger.


Unsere DUAL drehen auch in fünfunvierzig Jahren noch, davon bin ich überzeugt. Das wäre fast ein Grund, doch hundert zu werden.

Und unsere drei Denon-Verstärker, im Prinzip gilt da das gleiche:

Ja, die haben Schwachstelle nach dreißig Jahren, natürlich.

Weiß man, wie das zu beheben ist oder hat lokal noch einen Schrauber, der sowas macht, kann man getrost bei Kleinanzeigen einen Defekten für 30 Euro kaufen ... Die Chance, dass man den wiederbeleben kann, ist recht hoch. Dazu mehr hier.


Boxen

Boxen, das ist wirklich ein weites Feld. Ich habe das schon in den Achtzigern nicht wirklich durchstiegen.

Und dann ist es obendrein ja auch noch extrem subjektiv:

Ein Freund hat recht teure Markenboxen an einem noch teureren Verstärker, von damals versteht sich, ich mag den Klang bei ihm trotzdem überhaupt nicht.

Und vielleicht liegt das auch gar nicht an den Komponenten.

Der Klang hängt ja obendreinauch noch extrem von den räumlichen Gegebenheiten ab: Lautsprecher, die im Laden super klingen, sind womöglich die völlig falschen für ihr Wohnzimmer.

Wir haben das hier auch nochmal im Detail nachvollzogen, und es ist wirklich verblüffend: Es gibt einen Abstand der Box zur Wand, bei dem klingt sie optimal. Man hört, wenn die aus irgendeinem Grund, Putzen beispielsweise, nicht mehr exakt richtig stehen und mittlerweile weiß ich den Abstand in Millimetern.


Als es noch ehrenwerte HiFi-Geschäfte mit kompetenter Beratung gab, wie seinerzeit Schaulandt in Düsseldorf, da konnte man aus eben diesen Gründen als Kunde im mittleren und höherpreisigen Segment nach dem Probehören im Laden dann zwei Paar Boxen zum Testen mit nach hause nehmen.

Da gewann dann auch nicht automatisch die teurere 3-Wege-Box gegen die 2-Wege. Die Qualität der Wiedergabe hängt bei Boxen nämlich auch stark von der Frequenzweiche ab. Gewöhnlich war die bei einer guten 2-Wege-Box erheblich schärfer als bei mittelmäßigen 3-Wege-Boxen. Für Rock und Pop ist da eine 2-Wege-Box meist einfach besser gewesen. Zumindest haben wir viele Kunden gehabt, die nach dem heimischen Test die 2-Wege-Boxen behalten haben.

Ich selbst nutzte damals die von uns oft empfohlene Zwei-Wege-Box eines unbekannten Herstellers zum Preis von 850 Mark. Nach unserer Einschätzung damals hätte man mindestens 2.500 Mark ausgeben müssen für eine klanglich bessere 3-Wege-Box, die dann mit einer vergleichbar präzisen Weiche ausgestattet natürlich besser klingt. Und natürlich habe ich das getestet:

Bei 3.000 Mark fand ich den Unterschied dann tatsächlich gut hörbar in meiner Studentenbude. Und den Preis nicht wert. Ich hatte also meine 2-Wege-No-Names gut und gern 15 Jahre, bis ich halt dummerweise aufgehört habe mit dem Musikhören.


Ich weiß natürlich, heute gibt es viel kleinere Boxen und die Technik hat sich völlig verändert. Die Heutigen können vielleicht also auch wirklich mehr als das, was jetzt hier steht, vielleicht selbst in billiger Ausführung. Sowas passt auch besser zur modernen Einrichtung, so ein Flatscreen braucht halt viel Platz.

Neue Boxen haben wir nicht ausprobiert, wie gesagt, Boxen, das ist ein sehr weites Feld. So wie unsere Anlage steht, wären mir allzu Kleine ohnehin dann optisch nicht recht, wir haben halt das klassische Ensemble. Entscheidender aber ist, auch die, die jetzt hier spielen, habe ich für zwanzig oder dreißig Euro bei Kleinanzeigen gekauft und bin davon überzeugt, dass die mich überleben werden. Ohne defekte Weiche oder durchgeknallten Hochtöner.

Anders als bei den Plattenspielern und den Verstärkern sei allerdings zugegeben, dass es mehrere Anläufe gebraucht hat, bis wir zufrieden waren. Das waren alles Blindkäufe. Und womöglich würden neue Boxen unseren Sound tatsächlich nochmal verbessern. Aber, wie Oma schon sagte, das Bessere ist der Feind des Guten, ich brauche keinen besseren Sound. Heute weniger als damals.


Würde ich heute neue Boxen kaufen wollen, ich müsste nach einer Marktrecherche, auf die ich recht wenig geben würde, mindestens zwei, besser vier Paar aus unterschiedlichen Preissegmenten bestellen und dann den Rest zurückschicken. Geht ja, und so würde ich es Ihnen auch empfehlen. Aber ich bin ja eben voll zufrieden mit meinen antiken Schätzchen.

Wir haben jedenfalls jetzt beim Wiedereinstieg einfach irgendwelche von damals gekauft. Das geht recht einfach, die stehen noch viel rum und die dicken Dinger will eigentlich niemand mehr haben. Hinfahren, einladen, wegfahren.


Im Wohnzimmer stehen die, die dort am besten klingen. Das sind die seinerzeit erheblich teureren Dinger aus dem mittleren Segment. Die klangen in meinem Arbeitszimmer aber erheblich schlechter als die anderen, irgendso ein billig No-Name Hersteller, man sieht es irgendwie auch gleich an der Verarbeitung. Die klangen im Wohnzimmer schlechter und stehen jetzt also oben. Das Verblüffende: dort oben klingen sie besser als die Teuren. Wir waren so verblüfft, dass wir mehrfach hin und her gewechselt haben.


Wie gesagt, Boxen, ein weites Feld. Nicht zwingend ist die vermeintlich bessere Box die richtige für ihr Zuhause. Und es lohnt sich, die Positionen zu variieren.


Plattenspieler

Fangen wir damit an, dass Plattenspieler in den Achtzigern Massenware gewesen sind. Da kosteten die DUAL CS607, die wir hier im Haus nutzen, so um die 650 Mark.

Macht man sich Gedanken, wie sich das in einen heutigen Preis umrechnen lässt, also Durchschnittseinkommen, Kaufkraft und durch die schiere Menge der Produktion für den Hersteller erwirtschafteter Größenvorteil, entspricht das heute vorsichtig geschätzt wohl gern eintausendfünfhundert Euro. Die müssten Sie also mindestens ausgeben, gäbe es einen vergleichbaren Plattenspieler.

Wobei das die Langlebigkeit nicht mit einbezieht.


Sie können es halten wie mit Handys und Computern, und sich dann in fünf Jahren, wenn die Garantie vorbei ist und die Marke nicht mehr existiert und es wahrscheinlich auch keine Ersatznadeln mehr gibt, wieder den dann Aktuellen kaufen oder viel Geld für eine Reparatur per Einschicken ausgeben.


Mich wundert es jedenfalls nicht, dass unsere Plattenspieler nach fünfundvierzig Jahren noch immer einwandfrei spielen. Man nannte das mal weltweit "deutsche Wertarbeit". Und das war kein Slogan sondern ein Erfahrungswert.

Jedenfalls, alles, was unsere Plattenspieler gebraucht haben, ist eine einmalige, einfache und kostengünstige Wartung.

Dass aber ein Dreher, den Sie heute für zweitausend Euro kaufen, in fünfundvierzig Jahren noch läuft, ich würde das mal eher nicht erwarten.

Etwa so, wie ich bezweifle, dass ein Opel Corsa D nach dreißig Jahren und 450.000km Strecke überhaupt noch fährt und nicht längst völlig durchgerostet ist. Mein Corsa B, der letzte Opel, der komplett in Deutschland entwickelt wurde, bekommt wahrscheinlich in drei Jahren sein H-Kennzeichen ...

Deshalb auch Vorsicht:

Ganz wie in der Automobilindustrie, was heute unter dem längst aufgekauften Firmennamen DUAL hergestellt wird, hat mit der Präzisionsarbeit aus dem Deutschland der Achtziger recht wenig gemein. Da wird einfach ein Name ausgeschlachtet.


Ein Plattenspieler jedenfalls, den Sie heute für sechshundertfünfzig Euro kaufen, der also 1990 umgerechnet unter zweihundert Mark gekostet hätte, ist weder von den Komponenten noch von der Haltbarkeit her auch nur annähernd in der Liga alter Geräte aus den 80igern.

Der ist auch jetzt schon vom Klang mit Sicherheit einem aufgearbeiteten, alten Mittelklassegerät weit unterlegen.

Und die Mechanik wird ihre Platten erheblich stärker belasten.


Konkret ausprobiert haben wir das mit einem aktuellen Audio Technica AT-LP120XUSB. Der lag so um die vierhundert Euro.

Den haben wir direkt verglichen mit einem wie hier beschrieben aufgearbeiteten DUAL CS 506. Den habe ich zu dem Mensch einfach ungefragt mitgebracht, hatte den zuvor für 60 Euro irgendwo gekauft. Den hat der dann also gleich behalten, und den Technica ganz schnell vertickt.


Und Ersatzteile für ein preisgünstiges Neugerät bekommen Sie in fünf Jahren, wenn überhaupt noch, nur zu astronomisch hohen Preisen. Und dann finden Sie mal jemand, der Ihnen das auch noch kostengünstig verbaut.

Für den Corsa B und die alten DUAL bekommt man quasi alles, es war ja eben Massenware aus einer anderen Zeit. Und an jeder zweiten Ecke findet sich auch noch ein Bastler, der sich damit auskennt.


Es gab bei gebrauchten Plattenspielern aus dem damaligen mittleren Segment so viele verschiedene Hersteller wie für PKW. Manche hatten einen besseren Namen, manche waren deutlich teurer. Ich kann zu keinem anderen als DUAL etwas sagen, ich kenne auch keine Modelle, ich bin halt Opel-Fahrer.

Die Vermtung liegt nah, dass sich die seinerzeit teureren Geräte, beispielsweise von Thorens oder Technics, genauso lang und gut gehalten haben sollten. Wenn nicht, sind es wahrscheinlich Polos gewesen.


Merken darf man sich aber, dass sich mit dem Vorrücken des CD-Marktes die Qualität von Plattenspielern spätestens ab Mitte der Neunziger deutlich verschlechtert hat.

Ich bin da nämlich selbst reingefallen:

Thorens, einer dieser Hersteller, zu dem man als DUAL-Nutzer natürlich aufgeblickt hat wie ein Opelfahrer zu Mercedes, brachte zu der Zeit erstmalig einen heraus, der preislich im Bereich meines damaligen DUAL CS 606 lag. Ich weiß wie gesagt nicht mehr, wie das Model hieß. Ich habe mich für die 420 Mark jedenfalls draufgestürzt auf das vermeintliche Statussymbol.

Sie ahnen es schon, deutlich schlechterer Klang. Ich ließ mir deshalb sogar noch ein besseres System für 170 Mark andrehen ... usw. ...

Ich habe also dann meinen alten DUAL weiter genutzt.


Deshalb kann man sich merken, dass ab Mitte der Neunziger die gesamte Produktionsqualität ruckartig schlechter geworden ist.

Durch die Marktverschiebungen sowie die Produktionsverlagerung ins Ausland und oft auch auch eine Kapitalinternationalisierung, also wie bei Automarken letztendlich der Verlust der finanziellen Eigenständigkeit einer Firma, änderte sich die Produktion und die Qualität. Man feierte das als Globalisierung.


Und noch heute gibt es dieses naive Echo, dass dadurch für alle alles besser werden wird. Ich hingegen sehe überall schlechtere Qualität, geplante Obsoleszens und ein Heer von Obdachlosen, die es Anfang der Neunziger hier einfach nicht gab. Vermeintliche Markenhersteller sind jedenfalls oft gar keine Hersteller mehr, sondern einfach aufgekaufte Markennamen. In einem freistehenden Siemens-Herd sind jedenfalls die gleichen Komponenten verbaut wie in einem billigen Gorenje.

Wo immer es geht, kaufe ich deshalb Geräte von Markenherstellern von vor diesen gewaltigen Umbrüchen. Das gilt für meine Joghurtmaschine, die Krupps Kaffeemühle und die Schnitzer FE Getreidemühle ebenso wie für HiFi-Komponenten. In gewisser Weise können Sie mich also vielleicht als nerdig oder wertekonservativ betrachten.


Direktantrieb vs. Riemenantrieb, auch so'n Quark

Womit wir wieder bei Marktmacht und Marktmanipulation angekommen wären:

Ich will das hier nicht zu weit ausdehnen, wie sehr ich die digitale Verdummung verabscheue und für wie gefährlich ich die insgesamt halte. Es funktioniert alles in Filterblasen. Auf Planet Starbucks ist everything is a copy of a copy of a copy. Jeder ist da ein großer Experte. Wenn die Reichweite stimmt, ist auch der größte Humbug irgendwann eine Wahrheit.


Die selbst gemischte Waschlotion trocknet langsamer als die Originale, liest man irgendwo und übernimmt es unkritisch. Nachvollziehen konnte ich das nicht. Irgendwessen Gefasel.

Ebenso die unsägliche Information, es sei eine gute Idee Platten mit einem Mikrofasertuch zu reinigen. Schlichtweg eine Fehlinformation, ich habe das natürlich ausprobiert:

Den Tiefendreck entfernt man damit nicht, die Platten knistern. Wäscht man sie danach sachgemäß wie hier beschrieben, ist das Knistern weg. Aber den Unsinn mit dem Mikrofasertuch finden sie allenthalben im Netz als sei das eine gesicherte Information. Im direkten Vergleich ausprobiert hat das der Autor jedenfalls ganz sicher nicht. Alles die Kopie einer Kopie einer Kopie.


Natürlich, Gefasel gab es schon immer, aber der Verbreitungsgrad war ein anderer.

So können Sie auch heute noch die alte Mär lesen, dass ein Plattenspieler mit Direktantrieb einem mit Riemenantrieb überlegen ist. Der hat nämlich weniger Gleichlaufschwankungen.

Haben Sie das mal getestet?

Hat irgendjemand mal getestet, ob er überhaupt hören kann, wenn ich (nicht SIE) ihren Pitch mal minimal verstelle, also eine Platte ein bisschen zu schnell dreht, selbst wenn es eine ist, die Sie gut kennen?

Hören Sie das?


Vielleicht geht es Ihnen wie mir und Sie hören das tatsächlich. Bei unseren Geräten hier verstellt sich die Geschwindigkeit manchmal von einem zum anderen Tag. Vermutlich liegt das am Luftdruck, der Luftfeuchtigkeit oder ähnlichem. Man sieht es dann am Stroboskop.

Aber selbst wenn Sie also so ein Feinhörer sind, haben Sie denn mal eine „Gleichlaufschwankung“ gehört?

Und wenn man die doch gar nicht hören kann, welche Rolle spielt dann ein Direktantrieb, wenn Sie kein Djay sind, der unter Zeitdruck die nächste Platte sofort auf der richtigen Geschwindigkeit braucht?

Eben, keine.


Wir hatten hier neben den CS607 noch den oben erwähnten riemengetriebenen DUAL CS506. Dieses Modell kostete seinerzeit so knapp unter 500 Mark. Das System ist ein anderes, und der Tonarm wirkt deutlich klobiger.

Aber abgesehen davon, dass ich im Vergleich zu unseren direkt Angetriebenen natürlich keine "Gleichlaufschwankungen" höre, auch nach dem Reinigen klingt der tatsächlich etwas dumpfer als unsere CS607, weswegen wir die eben vorziehen. Es ist einfach eine andere Baureihe. Ein Golf und ein Phaeton lassen auch unterschiedliche Verarbeitung- und Komponentenqualität erwarten.

Mit dem Riemenantrieb hat der Unterschied allerdings ganz sicher nichts zu tun. Und den Riemen gibt es für zehn Euro bei Ebay, wie man ihn wechselt, erklärt Ihnen youtube.


Und so ist also auch der sagenumwobene MK-12 schlichtweg eine solche Chimäre. Wir haben das getestet, bei einem Freund steht der aus einer frühen Baureihe in top gewartetem Zustand. An einer Anlage, dafür bekomme ich fünf aufgearbeitete Corsa B mit TÜV.

Es gibt einfach keinen hörbaren Unterschied. Der Klang ist anders, das ist richtig. Aber von "besser" kann einfach keine Rede sein. Aber dafür nudelt der MK-12 dann ohne Endabschaltung auf der Leerrille die Nadel platt, wenn sie nicht gleich aufspringen.


Verstärker

Aus meiner Sicht gilt ähnliches für Verstärker, aber da kenne ich mich noch schlechter aus. Ich spreche da auch nicht über den Unterschied von einem Röhrengerät zu einem mit Transistoren. Der Guitarrist unserer Schüler-Punk-Band nutzte bei den Proben ein Röhrenradio. Sein Klang und auch der Druck war deutlich besser als was der kleine Peavy-Verstärker rausquetschte, den der zweite Guitarrist für knapp vierhundert Mark angeschleppt hatte. Das fanden wir überraschend. Aber damit endet dann auch meine Kenntnis.


Ich habe einfach nach meinem Wiedereinstieg drei Denon Verstärker aus den Neunzigern für jeweils 30 oder 50 Euro aufgetrieben. Die waren damals gut, und sind es auch noch heute.

Ja, da musste was dran gemacht werden, wie an den meisten Plattenspielern auch. Aber wie beim Corsa B, es gibt auch in ihrer Nähe einen Frickler, der das für kleines Geld macht oder einen Kumpel mit einer Flex ...

Ich habe unseren Denon PMA 360 aus dem Wohnzimmer natürlich bei dem Freund angeschlossen, wo wir auch die Plattenspieler getestet haben. Der schwört auf englische Komponenten, von damals. Gefallen hat ihm das aber gar nicht, dass da vom Klang und vom Volumen wenig Unterschied zu hören war. Jedenfalls nicht so deutlich, und wie oben bei Boxen beschrieben, eher supjektiv. Gefühlt mehr Bass hatte seiner, das kann ich bestätigen, das wirkte sich aus, wenn man recht laut drehte.


Hilfreich kann hier sicher noch weiterführende Literatur sein, ich gebe mal noch bei, was ich als gesichertes Wissen betrachte:


Die Wattzahl , vor allem die sogenannte Musikleistung, das, was augenscheinlich bei Amazon & Co. heute ausschließlich angegeben wird, bedeutet eher wenig. Die darf nämlich mit einer bestimmten Mittelung für den Spitzenbereich angegeben werden.

Die Frage, ob ein Verstärker gut klingt, ist dadurch nicht zu beantworten:

Hat der Verstärker in einem bestimmten Frequenzbereich seinen Peak (der dann die Wattzahl definiert) und ist aber in anderen Bereichen schwach, wird er halt laut in Dezibel, schön klingen tut er nicht.

Weswegen ich Denon aus den Neunzigern schätze, das sind solide Geräte mit einem guten Frequenz-Spektrum.


Eine Grundregel gilt:

Weniger Watt stören den Nachbarn erheblich wahrscheinlicher. Um ein ähnliches Klangerlebnis zu haben, dreht man nämlich die plärrende Kompaktanlage unwilkürlich weiter auf.


Für die Beschallung eines normalen Raumes reichen zwei mal sechzig Watt. Irgendwie war das auch die Untergrenze der Leistung mittelpreisiger Verstärker, drunter hat man seinerzeit im HiFi-Segment nichts gebaut. Gängiger waren zwei mal achtzig, warum, ich kann es Ihnen nicht sagen. Es ist jedenfalls auch bei sechzig Watt völlig unmöglich, das Ding voll aufzureißen ohne im Schmerzbereich zu landen.


Im konkreten Beispiel bei uns war der kleinere Denon für die Wartung allerdings erheblich ungünstiger. Das sehen Sie dann dort.

Im Klang konnten wir hingegen keinen Unterschied feststellen, und wenn, dann gefiel uns der Kleine sogar etwas besser. Was mit dem Frequenzbereich und vor allem aber dem Leben zu tun haben mag, das der so hinter sich hat. Es ist da ein bisschen wie mit der Jagd nach den angeblich besseren Originalausgaben, das vernächlässigt einfach zu viele Faktoren, die über solche Zeiträume eine immer größere Rolle spielen. Bei einem Verstärker: wie oft wurde der bewegt, und wie stark.


So ist auch der Frequenzbereich, bei alten Geräten sicher, bei neuen wahrscheinlich, günstigstenfalls nur eine Orientierung. Spätestens nach einer Weile machen sich nämlich die Komponenten bemerkbar, insbesondere die Verkabelung und die Lötstellen. Den Vortrag verkürze ich mal, aber wie bei Boxenkabeln kommt es nicht auf die Dicke an, sondern auf die Adrigkeit. Ein Kabel mit vielen dünnen Adern ist vor allem über Zeit beständiger im Durchsatz, gleiches gilt für eine gut verarbeitete Lötstelle.

Es gab von den technischen Werten her gleichwertige Verstärker, die neu auch vergleichbar gut klangen, meist ein Segment billiger, die waren nach zwei Jahren einfach nur noch Blechbüchsen, und das war unsere Erklärung dafür.

Insofern, ich lasse mich gern eines Besseren belehren und höre mir ihren neuen 400-Euro-Verstärker mit der Wahnsinnsleistung hier mal im Vergleich an. Womöglich klingt der besser. Und in zwei Jahren treffen wir uns dann aber nochmal.


Fazit

Wenn Sie tatsächlich bis hier hin gelesen haben, dann sollten in etwa folgende Dinge rübergekommen sein:

Alle Überlegungen gelten lediglich für das mittlere Preissegment.

Welche Ausstattung die richtige ist, hängt von vielen anderen Faktoren ab als den bloßen technischen Angaben.

Vor allem bei feinmechanischen Geräten in dieser Preisklasse, allem voran bei Plattenspielern, würde ich empfehlen, auf die Verabreitungsqualität vor Mitte der Neunziger zurückzugreifen. Solche Geräte bekommt man gewartet und mit Gewährleistung auch von gewerblichen Händlern, und dann sind sie noch immer vergelichsweise günstig. Sonst kann man auch selber viel tun.

Aber auch bei Boxen und vor allem aber bei Verstärkern sind technische Kennzahlen nicht die einzig sinnvolle Orientierung. Spätestens dann, wenn man sich die Frage der Langlebigkeit stellt. Was aus der Zeit heute noch läuft, ist solide verarbeitet, der Langzeittest bzw. die schiere Menge noch immer laufender Geräte beweist das zweifelsfrei.

Wie es um die Haltbarkeit neuer Geräte bestellt ist, lässt sich hingegen nur vermuten. Und das fällt keineswegs positiv aus.


Wenn Sie das gern gelesen haben, empfehlen Sie mich doch bitte einfach weiter. Ich werde gern gelesen.


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