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  • vinylfreak

GEFÄLSCHTE SCHALLPLATTEN

Ich habe das mal irgendwo gehört und für völligen Mumpitz gehalten.

Dann findet man immer mal wieder Platten von "damals" wo beispielsweise die Label extra zusätzlich gestempelt sind. Oder sie haben eine Prägung und man fragt sich unweigerlich, ja kann das denn sein, ...?

Und dann hat man plötzlich eine Fälschung gekauft, diese hier nämlich.

Als NM bei Discogs, wo ich übrigens NICHTS mehr kaufe, absolut nichts.

Der Verkäufer sicherte zu, Platte spiegelblank und absolut keine Spindlemarks am Label, wie ungespielt. Und genau so sieht die tatsächlich auch aus.


Es kommt übrigens immer mal wieder vor, dass bei Discogs eine Platte als Neuauflage gelistet wird, um dann einige Zeit später als Bootleg dort nicht mehr verkauft werden zu können. Hier können Sie etwas mehr darüber lesen.

Ganz abgesehen von den Platten wie diese hier, wo einfach die CD-Dateien auf Vinyl gepresst werden.


Aber bei einer richtigen Fälschung, also etwas, das so tut, als sei es eine alte Originalplatte, wem ist denn eigentlich der Vorwurf zu machen?

Möglicherweise liegt nicht einmal böse Absicht vor, oder sagen wir so wenig, wie wenn Sie einen Fünfziger in der Hand haben, der Ihnen etwas komisch vorkommt, und das dann halt der erste ist, den Sie ganz schnell wieder ausgeben ...


Bei dieser Scheibe fiel mir zunächst das Cover auf. Sieht so aus wie es soll, aber das Papier, wie bei Falschgeld halt, irgendetwas stimmt nicht und wie kann es denn so neu wirken?

Und dann knistert die ersehnte Scheibe im VG - Feuerwerk!


Es hat aber dann noch eine Weile gedauert, bis ich akzeptiert habe, dass es tatsächlich eine Fälschung ist. Hätte ja auch ein anderer Grund sein können, mit einer kaputten Nadel gespielt beispielsweise, und wer weiß nicht noch was alles.

Aber mit Lupe und Nahaufnahmen gab es einfach irgendwann keinen Zweifel mehr:

Eine quasi ungespielte Platte, die knistert wie ein Frisbee.


Und dann setzen Sie also mal bei Paypal den Käuferschutz durch, wenn Sie absolut keine Möglichkeit haben mit einem Foto zu belegen, dass die Platte nicht den zugesicherten Zustand hat.

Und irgendwann versteht man dann auch, dass das Label die falsche Farbe, in diesem Fall nämlich die der Erstausgabe im Gatefold hat ...


Es findet sich dann auch eine recht schlüssige Erklärung für das krasse Auseinanderklaffen von Optik und Akustik:

Von den ersten beiden Kraftwerk gibt es nämlich längst keine Originalbänder mehr und es gab auch nie eine von den Originalbändern "remasterte" digitale Version. Da konnte man also nicht einfach eine CD auf Vinyl pressen.

Nimmt man aber für eine Nachpressung eine der blassen Netzversion, das fällt sofort auf. Gerade diese beiden großartigen ersten Scheiben leben mehr oder minder vom Klang und dem Volumen. Es handelt sich da um eine spezielle Form der Tonkunst, man würde es sofort merken.

Und beide Scheiben sind (ich habe es x-mal versucht) in einem echten NM einfach nicht mehr zu bekommen. Will man eine Fälschung produzieren, dann nimmt man halt, was man kriegen kann ...


Natürlich habe ich die nicht wieder in den Umlauf gegeben. Das wäre für mich gleich mit den ganzen anderen Scams. Die wartet hier geduldig darauf, dass es das Vinylmuseum gibt, dort wird sie dann ein Exponat sein.

Und übrigens, vom Knistern abgesehen, sie klingt immerhin besser als ein Stream ... weswegen ich sicher bin, die wurde von einer Originalplatte abgenommen.


Ich weiß natürlich nicht, wie oft das vorkommt, dass Platten, wie auch immer, gefälscht werden.

Gesichert kann man sagen, dass das wohl auch früher immer mal vorgekommen sein muss.

Vor allem aber, dass es heute schlichtweg viel viel einfacher ist:

Jeder kann sofort Schallplatten in Kleinstauflage pressen lassen. Was übrigens auch die vielen Kleinstlabel mit den furchtbar schlechten Pressungen problemlos erklärt. Jeder kann mit etwas Geschick eine halbwegs vernünftige Druckdatei eines Covers erstellen und die dann mit den entsprechenden Spezifikationen zu einer Druckerei schicken.

Es ist da ja fast schon eher verwunderlich, dass das nicht häufiger vorkommt. Aber mit dem, was ich höre, zusammenklaube und selbst kaufe, bewege ich mich halt auch nicht im obersten Preissegment. Wobei, es gibt wohl mehr gefälschte Zwanziger als Hunderter ...?


Wenn Sie da mehr wissen oder eigene Erfahrungen haben, dann aber her damit!

Mich interessiert das brennend.


Abschließend, vielleicht etwas off-topic:

Discogs ist für mich in vielerlei Hinsicht sozusagen El Dorado Downtown.

Ich sagte ja schon, dass ich dort nicht mehr kaufe.

Die einzigen zwei korrekten Deals waren meine Amon Düül "Lemminge" und die beiden ersten Faust.

Beide Deals übrigens dann ohne Discogs abgewickelt, ich bekam eine Rechnung über Paypal und war für weniger Geld genauso abgesichert wie bei direkter Abwicklung über diese Platform, die aus den unter anderem hier genannten Gründen leider wohl bald auch als Referenzdatenbank nicht mehr viel taugen wird.

Jedenfalls, jeder andere Kauf dort, auch bei einem scheinbar renommierten Händler aus Deutschland mit eigenem Ladengeschäft, wie die Spliff beispielsweise, war ein ärgerlicher Streitfall. Unabhängig davon, dass ich jeweils dann am Ende finanziell schadlos dagestanden habe, es verdirbt einem einfach den Spaß.

Diss Cocks!

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