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vinylfreak

LOKOMOTIVE KREUZBERG "FETTE JAHRE"

Updated: Dec 16, 2023

Immer wieder mal stolpere ich über eine Platte und kaufe die dann wegen des Covers.

Diese hier beispielsweise:

Ein Pfeffersack mit Rattenschwanz und Rattenfüßen. Großartig.


Denkt, was ihr wollt von mir, ich höre da dann wirklich gar nicht rein, also auch nicht online. Und außer dem Preis recherchiere ich auch nichts.

Irgendwie wohl so eine Reminiszenz von früher, da habe ich im Platten-laden meines Vertrauens auch immer mal einfach eine Scheibe auf Verdacht gekauft und dann zuhause andächtig ausgepackt wie ein Überraschungsei.


Und dann legst’e die also auf und der Klang! WOHA!!!!


Drehst’e das Cover um, weisst es aber eigentlich ja schon längst: Conny Plank. Natürlich.

Ich finde es wirklich verrückt, dass man den Meister der Regler immer und immer wieder heraushören kann.

(Meinem Sermon zum Thema Toningenieure und Studios gibt es hier.)



Jetzt aber zu dieser Platte, die ich ganz sicher auch damals bei keinem großen Bruder je in den Fingern hatte, an das Cover würde ich mich ganz sicher erinnern.

Vom musikalischen Aufbau her und auch von der Instrumentalisierung, krautrockiger geht es kaum. Psychedelischer sicher schon.

Aber mir gefällt sie sehr.

Auf der zweiten Seite beim ersten Lied, Nostalgie, ja aber jezz sach’ ma’, haben die Erste Allgemeine Verunsicherung mit ihrer wunderbaren Café Passé etwa hier geklaut???


Aber, das Geilste ist dann die Stelle, wo Du plötzlich „Nein!“ ausrufend aus dem bequemen Sessel aufspringst und dabei den Kaffee verschüttest, weil die wirklich NM aussehende Scheibe plötzlich hängt!

Und dann bist Du also mit Pulsrasen am Plattenspieler und das Scheissding läuft einfach wieder weiter?

Platte runter, Licht drauf, nichts zu sehen, nichts!

Die Stelle nochmal gehört, springt, scheiße … und das vierte Springen verrät es Dir dann mit einem ganz leisen Gittarrenton im Hintergrund: Ätsch! Von wegen.

Der Plank mal wieder:

Alle wieder wach, fragt der nach fast 50 Jahren in den Raum.

Also ich jetzt schon …


Ein Witz, ein Kalauer fast schon, den die Generation CD und MP3 schlichtweg nicht verstehen kann, und ich weiß gerade nicht, ob ich’s nicht vielleicht doch ärgerlich finde … (Nein, Spaß!)

Doch psychedelisch, definitiv.


Texte, ja, kann man sich drüber streiten, sicher. Oder sich drüber freuen.

Mir macht’s Freude. Es war einfach eine sehr, sehr andere Zeit, und in die tauche ich noch immer gerne ein.

Und so vieles ist auch einfach so aktuell wie eh und je, und zwar egal welcher politischen Couleur man denn sein mag:


Wahlversprechen:

Lange Rede, kurzer Sinn

Nach den Wahlen:

Haut nicht hin


Kennt man, oder etwa nicht?


Gab und gibt es nicht so viele davon.

Ist auch nicht soooo teuer. (Ich glaube, die wurde glatt vergessen.)

Wenn gerade nichts oben auf der Wunschliste, dann lege ich Ihnen die Scheibe mal so richtig herzlichst nahe.


Im übrigen auch aus musikhistorischen Gründen interessant, indofern hier schon zwei Musiker der späteren Nina Hagen Band und von Spliff dabei waren. Später kommen noch Umbesetzungen, durch die oder mit denen dann die Dissidenten und Embryo hervorgegangen sind. Aber, Namen, ich kann's mir sowieso meist nicht merken, und das steht ja dann auch alles bei Wikipedia, der einzig wahren Enzyklopparodie.


Hübsch das Ohr aufmachen.

Und immer schön wachsam bleiben, überall lauert irgendein Desaster, nicht nur die Preise steigen, auch die Syphillisinzidenz. Und die Affenpocken stehen vor der Tür wie die Flüchtlinge!

Hauptsache, den Hauptwiderspruch nicht sehen, sonst wird's einem am Ende noch schlecht. Und, wer will das denn schon?


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