Alan Parsons gehört zweifelsfrei zu den Toningenieuren, die besonderer Erwähnung bedürfen. Was er abgemischt hat, insbesondere sind da einige Pink Floyd Scheiben zu nennen, ist schlichtweg großartig.
Auf dieser Platte, in jeder Beziehung ein unbedingt audiophiles Werk allererster Güte, beweist Parsons zusätzlich seine Fähigkeiten als Komponist und Musiker.
Angefangen von den durchweg sagenhaften Klängen, der zeitversetzte, doppelt angeschlagene Bass am Anfang flasht mich noch immer.
Dann die Kompositionen an sich, die üppige Orchestrierung mit richtigen akustischer Instrumenten, bis hin zur minutiösen Feinarbeit mit sphärischen Chorstimmen ganz weit im Hintergrund, diese Platte ist eine absolute Meisterleistung.
Sie ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass es für Vinyl gemachte Musik ist, für das Klangbild, das eben nur Vinyl bietet.
Und auch ein Beispiel dafür, dass neben der grundsätzlichen klangtechnischen Unterlegenheit einer CD eine Nachabmischung oft stümperhaft ist.
Und zwar ein ganz Persönliches:
Zwar weit weg von meiner Musik damals habe ich diese Platte immer und immer wieder mit Begeisterung gehört.
Wie gesagt, heute weiß ich, ich war schon damals Feinhörer, und deswegen bereitete mir das also Freude.
Als ich dann auf CD umstellte wurde ich aus Unkenntnis und Unaufmerksamkeit so überrumpelt wie viele, irgendwie hatte ich die Platte plötzlich satt. Einen Zusammenhang mit dem geänderten Tonträger konnte ich nicht herstellen.
Heute weiß ich das besser, die liegt hier nämlich immer mal wieder auf. Und jedes Mal bin ich aufs Neue verdutzt und erfreut.
Viele habe ich davon mittlerweile in den Händen gehabt. Ich darf Ihnen also aus Erfahrung sagen, wenn Sie nicht Wert legen auf das Cover mit dem aufwändigen Booklet, das eindeutig zur Coverkunst zählt, jede Ausgabe aus der Zeit vor dem Remastern reicht völlig aus.
Also auch die in einem einfachem Cover geben dieses grandiose Klangerlebnis her. Aber auch die mit Booklet gibt es ja für kleines Geld.
Obendrein zählt das Album zu den Konzeptplatten.
Das ist für mich oft ein Merkmal höherwertigerer Musik, wo ein gewisser gesamtkompositorischer Geist in einer Platte steckt und nicht einfach einzelne nette Melodien unverbunden vertont werden, hoppla hier - hoppla da.
Ich empfehle Ihnen dieses Meisterwerk also ausdrücklich.
Nehmen Sie es vielleicht wie einen Kinobesuch:
Für 10 Euro bekommen Sie hier eine Form der Unterhaltung, die Sie nicht von Netflix haben können, egal wie groß ihr Bildschirm ist. Da muss Ihnen der Film gar nicht unbedingt gefallen, wenn Sie wissen, dass die Bilder beeindruckend sein werden.
Die nachfolgenden Platten von Parsons Project flachen dann leider erheblich ab.
Irgendwie gibt es das ja oft, sei es aus Mangel an Inspiration oder aus ökonomischem Kalkül. Es ist alles weniger aufwändig komponiert und orchestriert, oft gibt es langatmige Passagen die auf mich mitunter wie echte Lückenfüller wirken. Aber auf jeder der nachfolgenden Scheiben ist ein Stück drauf, das die Brillianz der "Mystery" erreicht und das Parsons Klasse zeigt. Die Single-Auskopplung, Kennzeichen des Pops.
Mir reicht das halt nicht zum Behalten, entweder will ich eine Platte immer wieder ganz durchhören oder ich will sie eben nicht haben.
Behalten habe ich von Parsons sonst deswegen noch die "I Robot" und die "Eve", und die Eve steht auch schon auf der Abschussliste. Die ist hier hauptsächlich wegen der Thematik, ein Inhalt, den man heute wohl als "misogyn" werten würde ... und ich behalte eben gern mal politisch Unkorrektes, weil ich den moralisierenden Eingriff in den künstlerischen Ausdruck an sich als faschistoid auffasse, solange nicht gegen geltende Gesetze verstoßen wird.
Im Hinblick auf politische Unkorrektheit, oder besser, künsterische Freiheit zählt also auch Westernhagens "Dicke", das Sie eine zeitlang vergeblich auf Youtube suchen konnten, zu dem Kulturschatz, den ich bewahrenswert finde.
Auch oder gerade weil Künstler solch' provokante Songs heute gern mal tot schweigen oder wie Extrabreit auf ihren Konzerten einfach mal eine Zeile weglassen, die schon 1981 etwas eingefangen hat, das Politiker und Soziologen erst viel später überhaupt erst gesehen haben: "Die DDR guckt Westfernsehen, ach könnten sie es doch in Farbe sehen, so blond und dick und sahnegeil, heil, heil, heil ..."
Wie auch die "I Robot" ist Eve vom Inhalt her ebenfalls als Konzeptplatte aufzufassen. Rein musikalisch finde ich die wie gesagt im Vergleich mit der hier empfohlenen Mystery recht schwach.
Comments