Für mich aus audiophiler Sicht eine richtig spannende Platte.
Ähnlich wie bei den Doors habe ich Hendrix nie sonderlich gemocht. Und ganz ähnlich wie bei den Doors ging mir nur durch altes Vinyl ein Licht auf:
Beide kannte ich nämlich nur von CD oder von einem der viel zu vielen Sampler mit den immer gleichen Gassenhauern.
Heute kann ich sicher sagen: Die Musik war da gar nicht drauf. (Mehr dazu finden Sie beispielsweise hier.)
Bei dieser Scheibe habe ich allerdings zwei Anläufe gebraucht. Ein Vinylfreund hat die, und für die Preise, die da verlangt werden, kam die für mich also nicht in Betracht.
Aber geliehen habe ich sie mir, weil eine Freundin die unbedingt hören wollte.
Die ist Hendrix-Fan und erzählte, dass er wohl mal gesagt habe, dass jeder Ton auf der Platte präzise beabsichtigt sei. Er sei auch selbst beim Abmischen dabei gewesen.
Was ich dann hier in einem knappen VG-Zustand gehört habe, ja, der bekannte und langweilige Hendrix, und egal wie viel Credits man ihm gibt, weil er eben so früh war und auch noch Autodidakt, aber Abmischung? So ein Quark!
Ja, und jüngst kam also die Scheibe dann zu mir in einem anderen Zustand.
Und ich korrigiere also hiermit mein in Ehrfurcht Geschichtsbild:
Hendrix war nicht nur musikalisch weit vorn, sondern auch beim Abmischen.
Er war da vorn nicht so allein, wie die Geschichtsschreibung mangels Kenntnis das heute vereinfachend darstellt, als Beispiel diene mal diese hier. Insofern bleibt Hendrix für mich nach wie vor überbewertet, aber diese Platte hier ist einfach großartig.
Da lernen wir aber doch gleich noch zwei wichtige Sachen über Vinyl:
Einmal, die Scheibe von meinem Kumpel war abgespielt. Nicht das Knistern und Knacken, sondern der sogenannte "Grovewear", der Rillenverschleiss. Hier finden Sie Ausführungen zu technischen Aspekten, aber stark vereinfacht lässt sich sagen: Eine optisch als NM erscheinende Platte kann einfach völlig abgespielt sein, und zwar nach unten durch die Rille. Da ist dann die Musik nicht mehr vollumfänglich drauf.
Je nach Ohren kann man auch leichten Rillenverschleiss hören, wenn man weiß, dass man und worauf man achten muss: Man hört fortwährend ein leichtes Reiben.
Zweitens, die Sache mit den Erstpressungen ist mehr oder minder Quatsch. Meine Ausgabe der Hendrix ist von 1983, mein Kumpel besitzt die Originalausgabe. Meine klingt besser.
Drittens, und wahrlich nicht zuletzt, ist also diese Scheibe von Hendrix mit einigen anderen hier erörterten, beispielsweise der Bowie "Earthling" oder der Queen "A Night at the Opera", wieder ein sehr deutliches Beispiel für die Klangkatastrophe des sogenannten Remastern. Nachgemischte Ausgaben sind auch auf Vinyl einfach schlecht, was Hendrix da ursprünglich gemacht hatte, ist nicht mehr drauf.
Wenn Sie also Hendrix audiophil hören wollen, brauchen Sie wie bei der schon genannten Doors oder bei der "Ummagumma" also Vinyl vor dem Verhunzen der Feinarbeit durch ahnungslose Stümper.
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