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  • vinylfreak

SCHROTTSOUND AUF SCHROTTVINYL

Updated: Dec 4, 2023

In der Tagesschau kann man lesen, dass der Vinylhype zu Ende geht.

Anders als dort gemutmaßt, hat das allerdings wenig zu tun mit der angeblichen "Marktsättigung".

Es liegt schlichtweg an fast allem, das Sie auf dieser Seite so unter El Dorado finden. Und an dem, das Sie in diesem Beitrag hier lesen können. Um aus audiophiler Sicht im Bild zu bleiben: man ist nicht etwa gesättigt, einem ist nur einfach schlecht von schlechtem Zeug.


Freilich ist das neuerliche Plattenhören natürlich auch eine Modeerscheinung.

Dass sich das tot rennt, hat aber maßgeblich mit der Unkenntnis der Neueinsteiger zu tun:

Bei einer neu aufgelegte Platte wie zum Beispiel dieser hier, wo einfach ein Stream oder die CD auf Vinyl gepresst wurde, also eine datenreduzierte Version, da ist dann auf dem Vinyl halt nicht plötzlich mehr drauf. Man hat damit genau das: schlecht remasterten Klang und obendrein ein unpraktisches Handling. Warum sollte man denn dafür Geld ausgeben und im Wohnzimmer Platz belegen, wenn man doch zum Streamen doch keinerlei Unterschied hört?


Aber selbst wenn man ordentlich von Originalbändern aufgearbeiteten Sound kauft, wie hier bei der Queen oder bei Pink Floyd, wo der Klang vielleicht auch tatsächlich satter ist als von einer CD oder einem Stream, man hat eben damit noch lange nicht die originale Abmischung. Daraus im Vergleich zum Streamen einen ausreichenden audiophilen Lustgewinn zu ziehen, ist recht unwahrscheinlich. Platten sind dann also eine bloße Spielerei, noch so'n schickes Status-Gadget, wie mit einem Porsche mit 120km/h auf der Mittelspur. Eine Liebhaberei kann Musik von Vinyl so jedenfalls nicht werden.

Es sind leider eher Ausnahmen, wo aus Passion beim Remastern so sauber gearbeitet wird, wie hier bei der Gomorrha oder dieser Gentle Giant, und man also mit einer Neupressung absolut nichts falsch macht. Deswegen gibt es ja bei mir die Plattenvorstellungen aus audiophiler Sicht.


Die schlechte Pressqualität und zusätzlich noch schlechtes Vinyl sorgen ebenfalls dafür, dass man schnell die Lust verliert:

Wer eine Platte (wie die oben schon verlinkte Ton Steine Scherben) neu presst und als Quelle kackfrech eine CD verwendet, kann das, weil das Copyright ausgelaufen ist und man damit dann schnell mal eben Kohle machen kann.

Sowas macht der Mensch nicht aus Liebe zur Musik. Der lässt dann pressen, wo es am billigsten ist. Das sind dann entweder ebenfalls billigste neue Pressen oder vielleicht auch mal eine abgetakelte alte. Pressen, das sind allerdings Hochpräzisionsmaschinen, es ist da so wie bei Plattenspielern: Es ist nicht zu erwarten, dass sich bei heutiger Fertigung eine Neue aus Timbuktu auch nur ansatzweise mit dem vergleichen lässt, was in den Siebzigern und Achtzigern vom deutschen mittelständischen Maschinenbau mit Sorgfalt hier gebaut wurde.

Schlecht gewartete alte Pressen und schlechtes Vinyl, das dürfte ja dann selbsterklärend sein.

Aber selbst bei hohen Auflagen großer Labels wird da richtig Schrott produziert, wie beispielsweise hier bei der Black Star von David Bowie. Der Turbokapitalismus hat's einfach nicht so mit Qualitätskontrolle.


Nicht zuletzt spielt natürlich wohl auch das Personal eine Rolle:

In den HiFi-Jahren des Vinyls war das Pressen ein tarifentlohnter Vollzeitjob, den man mit Sorgfalt und anscheinend sogar mit Stolz ausgeübt hat.

Ich habe zwar grundsätzlich wenig Verständnis für den Hype um Erstpressungen, aber es gibt tatsächlich Platten von damals, die aus einem bstimmten Presswerk und von einem bestimmten Mensch gefertigt einfach besser klingen. Diese Led Zeppelin beispielsweise: der Mensch, der da die Matritze angefertigt hat, hat maximal Bass auf die Platte gegeben, so, dass bei schlechten Plattenspielern der Tonarm an einer Stelle hüpft. Nicht umsonst findet man also auf vielen Platten von damals Initialien, nämlich die des "Handwerkers", der die gemacht hat. Wie die Initialien im Trägerbalken eines Fachwerkhauses.

Ich hatte mal eine Maxi hier, da war auf der Leerrille eingeritzt "mach's besser". Ernsthaft. Ich weiß leider nicht mehr welche, sonst würde ich die jetzt nachkaufen, um das hier mittels eines Fotos zu dokumentieren ... Aber diese Botschaft richtete sich doch recht offenkundig an einen Kollegen ...?

Jedenfalls würde ich bei einem heutigen Presswerk nicht mehr mit Festangestellten auf Lebenszeit und auch nicht dem entsprechenden Arbeitsethos rechnen.


Ob wiederaufgelegte Musik oder neue Musik, gute Arbeit, taugliches Vinyl und gute Pressung sind da heute also leider rar. Deswegen gibt zumindest mal einen Anfang für Rezensionen von aktuellen Labeln auf dieser Webseite.


Im Fazit sieht das also so aus:

Mensch kauft sich einen Plattenspieler. Einen Neuen von ohnehin zweifelhafter Qualität. Kauft dazu schlecht klingendes, neu aufgelegtes Zeug auf minderwertigem Vinyl, vielleicht auch mal eine hoffnungslos überbewertete alte Platte in "Very Good Plus". Die er natürlich auch nicht wäscht. Lagerfeueratmosphäre. Hat dann unpraktisches, ziellos und stillos zusammengeklaubtes Zeug, das obendrein knistert und schlecht klingt, ständig Aufmerksamkeit erfordert. Wo man auch nicht mal eben einfach weiterklicken kann, und das auch noch krass viel Platz wegnimmt. Und verliert aus Unkenntnis im Haifischbecken zwangsläufig bald das Interesse, wie an einem Tamagochi.


Mit dem Gefasel der Tagesschau hat das Abflauen des Vinylhypes jedenfalls ganz sicher eher wenig zu tun. So wenig, wie dass man sich nichts macht aus Balsamico Essig, weil man gar nicht weiß, wie ein richtiger Balsamico eigentlich schmeckt.

Bei Platten, Wein, Konzeptgastro und Balsamico wird einfach nur ein Branding vertrieben. Mit dem, was da eigentlich drinsteckt, erstklassige Genüsse nämlich, hat das nichts zu tun. Und so bleibt es bei Streaming, Pizza und Flaschbier. Vielleicht noch ein paar CDs.

Mir soll's recht sein.


Wenn Sie das gern gelesen haben, empfehlen Sie mich doch bitte einfach weiter, ich werde gern gelesen.

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