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  • vinylfreak

Radio - Review & Ausblick

Updated: Aug 2

Aus audiophiler Sicht.

Ein altes Röhrenradio

Guter Klang aus dem Radio?

Das war einmal.


Radio, namentlich Mal Sandocks Radiothek, hat in den 80igern mein Gehör geöffnet und geschult:

Als meine Discoleuchten bei Bowies "Fashion" plötzlich verrückt spielten und ich intuitiv verstand, dass es also Klänge geben muss, die etwas anderes auslösen, da spielte der gute Mal seine Musik noch direkt von Schallplatten ein. Das Signal ging in einen analogen Verstärker und wurde dann ungefiltert genau so gesendet.


Man verstehe mich nicht falsch:

Die Behauptung, analog sei digital überlegen, ist eine Mär aus den Achtzigern. Damals stimmte das generell. Heute stimmt das nicht mehr, jedenfalls nicht, wenn es um Aufnahme und Abmischung geht.

Das Problem verflachter Hörerlebnisse findet sich heute auch auf Vinyl, sehr oft bei neuer Musik, meist auch bei Wiederauflagen. Es ist komplex und multifaktoriell.

Was allerdings stimmt ist, dass Vinyl mehr Frequenzen und Lautstärkevariationen zulässt als eine CD, die zwingend datenreduziert ist.


Hier aber geht es konkret um Radio heute.

Ich habe ja sozusagen eine Mission. Die steht auf der Webseite ganz unten:


Eine Welt, in der sich mehr Menschen die Zeit nehmen, gezielt ausgewählter Musik zu lauschen, statt sich mit dem immer gleichen Soundbrei berieseln zu lassen, dürfte eine bessere sein.

Sei der Unterschied auch nur so hauchdünn wie ein Haarkratzer, er wird gleichzeitig so gewaltig sein wie der zwischen VG und NM.


Davon bin ich überzeugt.

Um aber überhaupt wieder Zuhören zu lernen, muss Musik auch etwas bieten. Und das nicht nur musikalisch, es muss ein Klangerlebnis sein. Warum sonst sollte man sich in dieser wirren, zugeballerten Zeit einmal zwanzig Minuten vor seine Anlage setzen ohne die Ablenkung der täglichen Bilderflut?

Das Klangerlebis hängt dabei von vielen Faktoren ab. Neben der Quelle, wo altes Vinyl digitalen Formaten eben haushoch überlegen ist und freilich den Abspielgeräten, die keineswegs teuer sein müssen, geht es eben auch um die Abmischung. bzw. die spätere Aufarbeitung, das furchtbare Remastern durch ohramputierte Stümper.


Deswegen habe ich also Radio machen wollen.

Ich kannte Bürgerfunk, weil ich in den Neunzigern da mal ein Interview gegeben habe. Kurz gesagt, Bürgerfunk ist das Recht eines jeden Bürgers, im Lokalradio eine Sendung platzieren zu dürfen.

Es gibt aber rechtliche Vorgaben: Musik darf nicht mehr als 50% der Zeit beanspruchen und es muss zwingend einen lokalen Bezug haben.

Bei meinen Sendungen für Radio Berg und für Radio Köln hat mich das freilich inhaltlich und auch bei der Musikauswahl begrenzt. Aber Spaß hat es gemacht.


Vor allem, ich habe viel gelernt:

Ein Stück von dieser Queen von Platte sieht auf dem Bildschirm anders aus als von der CD. Man kann den Unterschied sehen. Um audiophiles Vinyl überhaupt sinnvoll von Platte aufnehmen zu können, muss man an manchen Stellen Lautstärke-Spitzen tatsächlich händisch kappen, Spitzen, die es auf der CD gar nicht gibt, weil die mit einem Rasenmäher drübergefahren sind bei der Komprimierung.

Aber nicht nur die Wellenform ist anders, auch die Struktur ist anders: CDs, neu abgemischte Platten (mit rühmlichen Ausnahmen) und neuere Musik sind in sich geschlossener, einheilticher. Sie sind "harmonisiert".

Aber, wenn man es richtig macht, dann gibt es nach der Aufnahme von der Platte ein Ergebnis, dass dem Stream noch weit überlegen ist und natürlich auch völlig anders klingt als die CD.


Für das Radio muss das dann aber leider noch in ein MP3 umgewandelt werden. Da sitzt nämlich nicht mehr der gute Mal Sandock am Plattenspieler, alles geht durch die digitale Mühle und gesendet wird ausschliesslich MP3.

Dass MP3 verlustreich ist, setze ich mal vorsichtig als bekannt voraus.

Auch bei der allerbesten Einstellung bei der Umwandlung der Plattenaufnahme ist der Qualitätsverlust noch immer deutlich. Bei Standarteinstellungen ist er geradezu enorm. Kein Wunder also, dass niemand mehr andächtig Musik lauscht und kaum noch eine Band mehr interessante Klangkollagen produziert: Bei MP3 ist beides einfach völlig sinnfrei.


Es gibt sogar Musik, beispielsweise Sachen von Bowies fantastischer Earthling, bei der sogar die gleichzeitig erschienene CD anders abgemischt ist als die Scheibe, und so einiges an experimentellem Krautrock, da geht die Umwandlung (ohne krass harmonisierende digitale Nachbearbeitung) einfach gar nicht. Spätestens, wenn man sowas mit Computerboxen hört, ist es wirklich nur noch undefinierbarer Krach. Wirklich, man könnte glatt denken, die Boxen sind kaputt. (Eine Freundin, die zuerst der Meinung war, sie könne meine MDs mit ihrem Soundbar hören, rief mich an und sagte, eine MD sei kaputt ...)


Trotzdem bleibt: Was ich von Vinyl an maximal auflösenden MP3 produzieren konnte, bietet noch immer einen deutlichen Unterschied an Klangtiefe, dem Standard überlegen. Und natürlich bleibt auch trotz händischen Spitzenkappens ja ohnehin die ursprüngliche Abmischung größtenteils erhalten. Kurzum, ich war zufrieden, meine Mission schien auf diesem Weg durchaus erfüllbar.


Und dann sendet Radio Berg einen furchtbaren Soundmatsch, dass mir die Tränen in den Augen standen. Vor allem (aber nicht nur) deswegen bin ich dann zu Radio Köln gewechselt: ich dachte natürlich, es läge am Sender.

Aber auch da kam dann hier aus den Boxen ein unfassbarer Brei, der absolut nicht mit dem zu vergleichen ist, was Sie noch heute bei NRWision abrufen können. Da können Sie nämlich ziemlich genau die Klangqualität hören, die ich liefern konnte. Und das mit einem Stream der Songs vergleichen ... vorausgesetzt Sie haben wenigstens einen guten Kopfhörer, hören im Auto oder verfügen über eine taugliche Stereoanlage.

Übrigens, was sagt es uns eigentlich über unsere Lebenswelt, wenn die Mehrheit der Menschen im Auto den besseren Sound hat als bei sich zu hause?

(Ich frage für einen Freund.)


Bei der zweiten Sendung bei Radio Köln, die da schon in der Pipeline war, habe ich aufgenommen, was gesendet wurde und dazu den direkten Vergleich mit NRWision. Als Klangforscher muss ich ja wie beim Plattenwaschen oder den Aufnahmen mit MD unbedingt Subjektivität und Projektion ausschließen: Kein Zweifel, die Sendequalität ist auch bei Radio Köln die totale Katastrophe.

Und deren eigene Musik klingt aber viel besser! Wie kann denn das sein?


Des Rätsels Lösung?

Reine Spekulation: Eine zusätzliche Komprimierung des Fremdmaterials. Ein automatisierter Schleierfilter für den Bürgerfunk. Ein wild gewordener Redakteur, dem es nicht passt, dass ich dem Publikum erkläre, dass Radio heute in Schrottqualität (MP3) sendet und Vinyl ohnehin das authentischere Hörerlebnis ist.

Wie will man das wissen? Keine Chance.


Jedenfalls, das Thema Bürgerfunk war und ist damit also erledigt.

Ich bin ja nicht etwa erpicht auf meine Stimme im Radio. Erst recht nicht, wenn sie etwas verkündet, das nicht nachvollziehbar ist und für den Unkundigen obendrein noch kontraproduktiv. Echt, wer diesen Klangmist im Radio gehört hat, der konnte nur einen einzigen Schluss ziehen: Da faselt ein Spinner dummes Zeug.


Natürlich habe ich mich informiert, wo ich sonst eine Sendung platzieren kann.

Ich spare Ihnen die Details. Ist ungefähr so erquicklich wie die Suche nach einem Verlag oder einer günstigen Wohnung mit nettem Vermieter: ein Spießrutenlauf in Schilda durch den Spießerwald. Unerwartetes oder gar von der Norm Abweichendes ist da eher nicht so willkommen.

Google ist natürlich ohnehin zugemüllt mit Halsabschneiderangeboten von gewissenlosen Gaunern.


Und dann hat's das Universum gut mit mir bzw. meiner Mission gemeint, ein völliger Zufallsfund:

Ein Plattenspieler steht auf einem Schrank. Die Schubladen sind geöffnet und man sieht Schallplatten.

Das sind natürlich auch keine Vinylfreaks. Wie auch, auch die senden schließlich MP3, aber es ist ein gemeinnütziger Verein dessen Ziel der Kulturerhalt in der Rockmusik ist!

Alles, was nicht Mainstream und nicht Gassenhauer sind, darf ich da also spielen. Und mein Schrank ist voll genau damit!


Wie die letztendliche Sendequalität dann sein wird, man wird es hören. Die GEMA ist jedenfalls bezahlt und ich kann auch diese Sendungen bei NRWision dauerhaft verfügbar machen.

Vor allem aber, da ich inhaltlich nicht eingeengt bin wie beim Bürgerfunk und auch nicht so viel quatschen muss, kann ich einfach sowas machen wie kommentierte Musikempfehlungen. Das reicht mir sicher eine Weile. Und es wird wohl sicher mehr Menschen erreichen als meine top Musikempfehlungen hier.

Also wenn's da außer dem Vorsitzenden und mir noch jemand gibt, der das hört, dann ist das voll im Sinne meiner Mission. Meine supergeilen MD-Mixe, die darf ich ja leider weder veröffentlichen noch Ihnen persönlich kopieren. Zwar halte ich die Zusammenstellungen tatsächlich für schöpferische Akte und also für Kunst, aber der Gesetzgeber sieht das wohl tendenziell etwas anders. Nachdem ein Freund von mir bei Ebay ja für den harmlosen Verkauf seiner Schallplatten eine Haifisch-Abmahnung bekommen hat, werde ich es jedenfalls bestimmt nicht darauf ankommen lassen.


Wenn Sie das gern gelesen haben, empfehlen Sie mich doch einfach weiter.

Ich werde nämlich gern gelesen.


-vinylfreak

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