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  • vinylfreak

SPACE DEBRIS "THREE"

Updated: Dec 17, 2023

Über diese Platte freue ich mich wegen des wunderbaren Klangs so wie über die Earthling Society.

Es ist einfach wirklich selten, dass noch sauber abgenommen und abgemischt wird und nicht auch auf Vinyl der ewige Spottihpfui-Einheitsbrei landet. (Mehr dazu finden Sie unter anderem unter Toningenieure und am Ende des Posts mit dem Hashtag "neue Musik".)


Hier haben wir also ein Beispiel für neue Musik, wo zunächst einmal das Klangbild umwerfend ist. Das fängt an beim Schlagzeug, die Klänge sind kristallklar und aber nicht steril und flach, es gibt diesen Raumklang, den gut gemachte Alben früher hatten. Man steht einfach unmittelbar daneben. (Das Fehlen des Raumklangs und der Füllle hat man übrigens dann fälschlicherweise dem Thema analog versus digital zugeschrieben.)


Das Schlagzeug überzeugt aber auch musikalisch, das ist einfach Spitzenklasse. Ein Wirbel folgt dem nächsten, zwischendurch steigert es sich in rhythmische Kapriolen, ohne dabei je aufdringlich zu werden. Ein vollwertiges Instrument wird da gespielt, es ist keine Rhythmusmaschine.

Auch die Arrangements überzeugen, mich zumindest. Insgesamt kann man hören, dass die Bilder aus dem kultverdächtigen Proberaum auf der Innenseite des Klappcovers ganz sicher nicht gestellt sind. Das ist zweifelsfrei eine Band, die ihre Stücke nicht auf dem Reissbrett entwirft, sondern gemeinsam in einem Proberaum musiziert und dabei entwickelt hat.

Aus audiophiler Sicht spannend ist, dass es sich bei diesem Doppelalbum um eine remasterte Version handelt. Das ist ja rein technisch gesehen etwas völlig anderes, wenn man eine Platte von 2006 neu abmischt. Da hat man ja nicht wie bei den misslungenen Neuauflagen von Pink Floyd und Queen mit verblassten Bändern zu kämpfen.

Bei der Ax Genrich ist das dem EROC übrigens ebenso wunderbar gelungen, also eine Platte durch Remastern klanglich nach vorn zu katapultieren, die es zuvor gar nicht als Vinylabmischung gegeben hat. Und hier auf dieser Doppel-LP sind eben auch Stücke drauf, die vorher nicht auf Platte veröffentlicht gewesen sind, man kann es nicht heraushören. Da hatte jemand einfach Ohren und ein feines Händchen!


Die Platte klingt dabei so gut, dass ich fast geneigt bin, mir die Erstpressung zum Vergleich zuzulegen. Aber ich habe mir dann doch lieber erstmal eine zweite von Space Debris gekauft.

Auch die erschienen auf Vinyl auf dem empfehlenswerten Label Green Brain. Zwar irritiert mich der Namensklau ein bisschen, Brain war ja ein altehrwürdiges Label und die heute als Sammlerobjekte unsinnig überteuerten frühen Ausgaben hatten grüne Labels, unter den Nerds deswegen halt "Green Brain" genannt, aber die Pressung hier ist einfach astrein und das Vinyl scheint zu taugen wie das von Clostridium. (Wenn's nach 10x Abspielen doch anders sein sollte, melde ich mich nochmal zur Vinylqualität Wort.)


Der Mensch, der diese wunderbare Platte hier abgenommen und nachgemischt hat, war nach Auskunft der Band der schon gelobte Drummer Christian Jäger. Und den merke ich mir jetzt mal als einen möglicherweise auch in Zukunft wichtigen Toningenieur. Zumindest ist für mich gerade nicht nachvollziehbar, warum so viele neue Alben so flach und steril klingen, die eigentlich gute Elder fällt mir sofort ein, die kann ich leider echt nicht mit Freude hören. Aber My Sleeping Karma ist leider auch nur marginal besser.

Mich würde da jetzt also brennend die Abnahmetechnik interessieren, weil eben so viele potentiell gute Platten heute einfach langweilig klingen. Beispielsweise auch die Technatura von der schwedischen Kombo Vulkan hier, die anders abgenommen und abgemischt sicher ein Meilenstein neuer Musik geworden wäre. Auch bei denen kann man hören, dass die gemeinsam musizieren und entwickeln. Und auch die haben das wohl selbst abgemischt. Die Platte habe ich schon wieder abgegeben, habe aber die Band, die das im Eigenverlag herausgebracht hat, gleich mal vorsichtig an Clostridium empfohlen. Der gute Andreas von Clostridium kann sich zwar nicht retten vor Anfragen, aber ich sage Ihnen, sollte Vulkan je mit einer guten Abnahme und super Abmischung auf tauglichem Vinyl aufwarten, dann wird die Band Kultstatus erreichen. Sonst gehen die einfach unter im Spottihpfui-Morast.


Und, ja, ich habe die Scheibe von Space Debris tatsächlich als Krautrock getaggt. In dem verlinkten Post dazu können Sie nachlesen, warum mir das mehr als ein bisschen Schwierigkeiten bereitet. Ich würde ja beispielsweise nichtmal die neueren meiner geliebten Guru Guru, beispielsweise die Rotate, als Krautrock labeln, obwohl die Band, jetzt auch wieder mit Zeus, also drei von vier von "damals", eigentlich ja als Krautrock pur gezählt werden dürfte. Und hier, die Space Debris, die sind ja eben einfach so richtig nicht von "damals". Aber Krautrock ist neben der musikalischen Einordnung unbedingt auch als ein historisches Phänomen der Siebziger aufzufassen. Aber das hier, es ist tatsächlich einfach Krautrock. Aus den Zwanzigern.


Tolle Scheibe!


Wenn Sie das gern gelesen haben, empfehlen Sie mich doch bitte einfach weiter, ich werde nämlich gern gelesen.

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