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  • vinylfreak

VIRUS "REVELATION" & "THOUGHTS"

Updated: Dec 16, 2023

Diese beiden Platten, also die erste der Band, die Revelation, und die zweite, die Thoughts, sind beide empfehlenswert.

Beide übrigens erschienen im gleichen Jahr, recht ungewöhnlich für die Zeit.

Außerdem gibt es zu der Revelation eine Geschichte um den hier zu findenden Uuups-Scam und auch wieder was zum Thema Neupressungen.


Aber erstmal zur Musik:

Auch diese Band hätte ich womöglich verpasst wie die Gnidrolog oder die Gun, hätte ich nicht die Thoughts zum Geburtstag bekommen.

Solche Platten sind mit ein Grund für diesen Blog, weil ich habe mir schon die Finger wund getippt auf der geradezu archäologischen Suche nach psychedelischer Rockmusik aus der Zeit. Wund gesucht wegen den immer gleichen copy-of-a-copy-of-a-copy Listen, und aber eben auch wegen der missbrauchten Katalogstruktur von Discogs, wo eben auch Heino Krautrock sein kann, ist ja schließlich Deutsch und aus den Siebzigern. Und Genesis, die sind natürlich psychedelisch ... logo, genau genommen haben die's ja eigentlich überhaupt erst erfunden, nicht wahr?


Die Thoughts, die zu mir fand in einer frühen Pressung, ist für mich gut hörbarer, recht intelligenter Schrabbelrock, mit einer etwas gewöhnungsbedürftigen Stimme. Vor allem aber mit einem sagenhaften Klang und einer super Abmischung.

Wenn Sie hier schon eine Weile sind, dann ahnen Sie es vielleicht ja schon, einmal genau draufgeschaut und, natürlich, wieder aus dem Hause meines Toningeniuer-Heiligen, dem guten Conny Plank. Das ist von Vinyl also einfach toll, und die Thoughts fällt für mich tatsächlich schon unter audiophil, wenn auch nur knapp und eben vor allem wegen des Klangbildes und der Abmischung, nicht so sehr wegen der Musik.


Gut genug jedenfalls, um nach der ersten Virus zu jagen, die in einer frühen Ausgabe mal wieder böse teuer ist. Und in dem Fall zählt das für mich eher nicht zu den manipulierten Preisen, dafür ist das einfach zu wenig bekannt. Es gibt eben da draußen Vinylfreaks, die was vom Klang verstehen, das bildet manchmal tatsächlich den Preis korrekt ab ... und viele Scheiben dürfte es von der Revelation wohl eher nicht gegeben haben, ganz ähnlich wie bei der Ash Ra Tempel.


Jedenfalls habe ich dann auf Verdacht diese erst 1995 gepresste Scheibe hier geschossen.


Bleiben wir erstmal bei Pressung und Klang:

Obwohl die gleichzeitig mit bzw. kurz nach der CD erschienen ist, scheint mir auf dieser Neupressung die originale Abmischung drauf zu sein. Also nicht etwa remasterter Quark oder gar einfach die Daten von der CD.

Sicher sagen kann Ihnen das freilich niemand, schon gar nicht ohne direkten Vergleich zum Original. Aber ich kenne genug Originale aus der Zeit und insbesondere aus dem Hause Plank, um Ihnen sagen zu können, dass mir das völlig ausreicht. Der Klang ist super, und man spürt Planks unsichtbare Hände bei der Arbeit. Es braucht hier das Original nicht, wenn für Sie fünfhundert Euro mehr oder weniger irgendwie doch ins Gewicht fallen sollten.


Musikalisch war ich verdutzt, auf der Revelation ist nämlich völlig andere Musik als auf der Thought.

Und tatsächlich, es ist quasi eine andere Band, nur ein Bandmitglied der ursprünglichen Besetzung ist bei der Thought noch dabei. Naja, Virus, sowas mutiert halt schnell, wissen wir ja jetzt alle, nicht wahr?


So, und hier auf der Revelation ist also eine wunderbare Musik drauf, die ganze erste Seite ist eine herrliche Variation auf "Paint it Black" von den Stones, ein Zitat, keine Coverversion. Ich habe deshalb "komplex" getaggt, es ist der Sweet Smoke vergleichbar, die Musik webt sich in und um das Grundthema und erweitert es zu etwas Neuem, etwas Höherem. Es ist wirklich herrlich.

Und die zweite Seite, mindestens das erste Stück, das klingt irgendwie so unmittelbar wie bei der schon genannten Ash Ra Tempel und eben der Sweet Smoke: ich bin auch hier davon überzeugt, dass das eine in einem Durchgang eingespielte Teilimprovisation ist und nicht in mehreren Durchgängen aufgenommen wurde. Man ist einfach unmittelbar dabei.

Wie eingangs gesagt, speziell diese Platte ist eben auch verbunden mit dem Uuuups-Scam:

Gekauft vom Anbieter shadilac, der sich noch damit beworb, der alteingesessene Plattenladen in Regensburg zu sein.

Vertrauenswürdig denkt man.

Aber, uuups, gerade gekauft, da fällt ihm doch zufällig auf, das ist ja leider gar nicht die bestellte Scheibe! Es handelt sich um das Promo der mit dem weißem Label. Ob man die trotzdem haben wolle?


Ich streife mal nur kurz die Eckpunkte dieses Scams, mehr finden Sie dann dort:

Sie haben sich also netzweit die Finger wund gesucht nach dieser Scheibe und haben endlich eine in NM von einem scheinbar zuverlässigen Profi gefunden. Der Markt verändert sich ständig, wollen Sie da das weiße Label inkauf nehmen oder lieber -auf die Gefahr hin, dass Sie nichts finden- das ganze von vorn anfangen?

Uuuups, mal eben einen Ladenhüter nach vorn geschoben, denn wenn es keinen ausgesprochenen Sammlermarkt gibt, also der Art, dass Fans unbedingt alle Ausgaben haben wollen, dann werden Sie so eine Promo einer späten Neupressung aber eher schlecht los. Aber, ja, wenn die wirklich NM ist, dann schick' mir die halt.


Und dann nochmal uuuuuups, die Platte war mal nicht so wirklich neuwertig, ja sowas aber auch. Was ich ausgepackt habe war ein richtig gutes VG+, oder in "meinem" System ein schönes Ex. Das ist aber nicht "neuwertig", da zählt auch die Optik. Und Probe gehört war die ohnehin ganz gewiss nicht, das erkennt man ja am Staub.

Ja, ja, klar wurde mir eine Teilerstattung angeboten. Und natürlich hätte ich sie auch zurückschicken dürfen. Bei den Scams können Sie lesen, warum ich das gewöhnlich nicht mache: ich pfeife auf eine Teilerstattung und bewerte lieber schlecht, damit dieser Unfug vielleicht irgendwann mal ein Ende nimmt. Ich bin nämlich Don Quixote und Robin Hood in Personalunion. Manchmal jedenfalls.

Und dass das kein bedauerlicher Fehler ist, das ist für mich belegt, weil der gute Shady-Lackaffe nämlich bei Discogs jetzt plötzlich nicht mehr damit wirbt, dass er einen Plattenladen betreibt ...


Naja, also nochmal kurz zurück zur vorgestellten Platte:

Geile Scheibe. Dies ist eine Ausgabe mit einem für eine Neupressung sicherlich sehr zufriedenstellend originalen Klangbild, das ans originale Mastertape denken lässt. Für einen Needle Drop war die Zeit damals jedenfalls noch lange nicht reif.

Klare Empfehlung.

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